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  Eine Geschichte ohne Ende?

"Ich fotografiere - also bin ich." Aber bin ich auch Fotograf?

Tatsächlich beschleichen mich Zweifel, wenn ich bekennen soll, "Fotograf" zu sein, impliziert das doch ein hohes Maß an - wie ich meine - künstlerischer Profession, die ich für mich einfach nicht in Anspruch nehmen mag. Richtig ist allerdings, dass ich gern, inzwischen sogar leidenschaftlich gern fotografiere.

Weit weniger irritiert mich, wenn ich von Bekannten und Freunden gefragt werde, ob denn "das alles" überhaupt zusammengehe, soll wohl heißen: miteinander zu vereinbaren sei. Womit dann sicher die Fotografie, der Amateurfunk und meine Affinität zu Gärten und Gärtnerischem angesprochen sind. Laster also, die in manchen Augen auch zu einem lasterhaften Menschen machen, einem, der sich nicht mal zu einem von vielen entscheiden könne. Ein oberflächelnder Hallodri also. Aristoteles behauptete einmal, dass die Tugend "die rechte Mitte" zwischen zwei Lastern sei. Augenzwinkernd davon ausgehend, dass der Grieche sich wohl nicht habe vorstellen können, dass ein Mensch sich mehr als zwei Lastern verschreiben könne, verkünde ich dann, dass ich ganz gut damit reüssiere, die "rechte Mitte" zwischen allen meinen Las... sagen wir mal: Liebschaften einzuhalten. Ein Indiz für solche Tugendhaftigkeit liefert doch ein wenig auch diese Homepage. Oder?

Dabei drängelte sich die Fotografie recht früh und dann immer wieder in meine Biografie. Es muss wohl 1946 gewesen sein, dass mein Stiefvater statt des üblichen Zentners Steckrüben eine - "gut erhaltene" - Rolleicord mit nach Hause brachte, schwarzmarktlich erkungelt gegen zwei Flaschen Hochprozentigen aus der häuslichen (streng verbotenen!) Küchen-Destille: für mich nachweislich die erste Begegnung mit einem erstaunlichen chemischen Prozess und einem daraus gewonnenen ebenso erstaunlichen fotografischen Gerät. Fortan wurde der Vater bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum "Lichtbildner" in schwarzweißem Sechs-mal-sechs. Unvergesslich die zirkusreifen Flieg-Engelchen-Flieg-Einlagen mit der noch sehr jungen Schwester Angelika (sic!) als Lieblingsmotiv, die, von der offensichtlich beglückten Mutter in schwindelnde Höhen geschmettert, vom fotovernarrten Vater aus extremer Froschperspektive abgelichtet wurde. Bei Gelegenheit erfuhr ich, ohne zu fragen, wie wichtig bei der Art "Lichtbildnerei" kurze "Verschlusszeiten" seien und wie das die Wahl der "Blende" bevormunde. Und dann die Sache mit der "Tiefenschärfe"... Und die Sache mit dem richtigen Licht (erschwerend: wo Licht ist, ist auch Schatten), und, und... Vieles davon blieb sogar für immer hängen, aber den Wunsch, selbst zu fotografischem Handwerkszeug zu greifen, löste das - bei dem Elfjährigen - nicht aus.

Probieren geht über Studieren?

Auch offenbar später nicht, als ich in meiner (inzwischen lebenslangen) experimentellen Phase begann, alles, was meine Neugier auf Trab brachte, mittels Experiment ausgiebigst unter die Lupe zu nehmen. Unter die Lupe? Irgendwann war, mit didaktischer Unterstützung durch einen KOSMOS Optikus-Experimentierkasten (meine Eltern hatten ein überaus talentiertes Händchen für pädogogisch wertvolles Spielzeug), auch die "Lehre vom Licht" an der Reihe, und damit die Fotografie. Da blieb es nicht beim Bikonvexen einer Lupe - es entstand zunächst eine Camera obscura, dann sogar eine "richtige" Kamera mit Linsensystem. Im total abgedunkelten Wohnzimmer Filmpapier eingelegt, auf dem Balkon der Pappverschluss für einen gefühlsmäßig kurzen Moment von der Linse genommen, im Rotlichtmilieu der zur Dunkelkammer mutierten Küche der Film entpackt und in die etwas streng riechende Entwicklerbrühe gelegt, und schon war es da: das erste selbst aufgenommene Bild, das eigentlich die Ablichtung eines bezaubernden Gartens hätte sein müssen. Was man da sah, war eher schemenhaft, vor lauter schwarzweißem Geschliere kaum definierbar, auf eine ganz andere als erwartete Art be-zaubernd, aber immerhin im Bad fixierbar, also von vorzeigbarer Nachhaltigkeit. Wenn auch dem halbwüchsigen Experimentator nicht die Lust an der Fotografie vermittelnd.

Text und Bild - wie geht das zusammen?

Szenenwechsel. Fast fünfzehn Jahre später: erste Anstellung als Redakteur in einem Verlag, der sich mit Kunst- und Landschaftsbildbänden einen Namen machte, und mit vielem anderen mehr: großformatigen Kalendern mit atemberaubenden Fotografien zum Beispiel und einer ganzen Phalanx von (natürlich "reich bebilderten") Zeitschriften, darunter die AGFA-Photoblätter. Ein Dorado für einen jungen Mann, der nach einem langen Studium nun endlich textlich ans Werk gehen wollte. Das durfte, das sollte er auch, aber überall liefen ihm Bilder, zumeist schwarzweiße, aber auch farbige, durch den journalistischen Alltag. Sie wollten "gesichtet", beurteilt, nach vielfältigen Kriterien ausgewählt, bearbeitet, berechnet, beschnitten, ausschnittsvergrößert.... und, ganz am Ende, mitsamt den selbstverfassten oder redigierten Texten zu einem anspruchsvollen Œuvre, dem Bildband, zusammengefügt und "umbrochen" werden. Das war nun ein völlig neuartiges und intensiveres Bekanntwerden mit der Fotografie, ganz anders als durch Engelchen, Engelchen, flieg oder eine obskure Kamera. Mit Begeisterung war ich nun beides: Text- und Bildredakteur, lernte, dank namhafter und täglich präsenter Lehrmeister, in Windeseile alles, was man zur Auswahl von guten Fotografien und zur ästhetischen und technischen Gestaltung spektakulärer Bildbände brauchte. Irgendjemand legte mir dann eine alte DACORA auf den Schreibtisch - denn das ging ja nun gar nicht: ein Bildredakteur, der nicht selbst Bilder in die Welt zu setzen wusste. Fortan fotografierte ich "so für mich hin": Kind und Kegel, Urlaub, Schnappschüsse - und in besonders hellen Momenten schon ein bisschen Landschaft und Architektur. Mit nicht gerade vorzeigenswerten Ergebnissen. Ein eher eunuchenhafter Bildredakteur, dieser da: er weiß, wie's gemacht wird, aber er kann's nicht... Daran änderte auch der Wechsel zu anderem Verlag und neuer Aufgabe rein gar nichts; im Gegenteil, der Möchtewohlgern-Bildredakteur war wieder zum reinen Textredakteur geworden.

Umwege vergrößern den Spannungsbogen oder: Everything comes to the one who waits?

Es kam noch schlimmer, als ihn ein Institut der Erwachsenenbildung heim(?) in die Wissenschaft holte, mit der durchaus respektablen Aufgabe, sich um ein bundesministerielles Forschungsprojekt zu "lernzielorientierten, programmierten und zentralisierten Prüfungen" (samt einschlägigen Publikationen und ihrer Verbreitung, versteht sich) zu kümmern. Das hörte sich zwar (ge)wichtig, aber nicht einen Hauch nach Arbeit mit Bild und Text oder überhaupt nach Kreativität an und motivierte schon gar nicht zu weiterem "fotografischen Schaffen". Einziger stetiger Selbsttrost, man könne ja "jederzeit" in die Verlagslandschaft und zum geliebten Journalismus zurückkehren; Projekte pflegen nun mal endliche Laufzeiten zu haben. Endlich? Ganze 27 Jahre Laufzeit und immer trostloser werdenden Trostes wurden daraus, bis - endlich - die Freiheitsstatue des Rentnerdaseins winkte. Everything comes to the one who waits...

Bei genauerem Hinsehen bündelten sich aber gerade die "Entbehrungen" im eher drögen wissenschaftlichen und managementalen Terrain zum kräftigen Motor für eine diesmal überzeugtere Beschäftigung mit der Fotografie: Die gar nicht einmal schlechte DACORA fand recht bald in einer PRAKTIKA Nova einen freundlichen Spiegelreflex-Kumpanen. Wechselobjektive gesellten sich hinzu: Weitwinkel, Tele, dazu Converter, Zwischenringe, sogar ein Kameraschlitten für die Makrofotografie. Wenn mir der Beruf und die vielen (dienstlichen) Reisen und Auslandsaufenthalte Zeit ließen, fotografierte ich wieder, zielstrebiger, theorieunterfütterter, passionierter als zuvor und: mit besserer Ausrüstung. Irgendwann nahm eine zweite PRAKTIKA in der Fototasche Platz, um die wiederkehrende Schrauberei mit den Objektiven loszuwerden. Doch: Wirkliche Zufriedenheit mit den Ergebnissen - inzwischen wurde farbfotografiert - sah anders aus. Zu unbefriedigend, zu schwankend gerade auch die farbigen Resultate. Hatte Walter Boje, guter Bekannter aus Verlagszeiten, in seinem wunderschönen gleichnamigen Büchlein nicht von "Mut zur Farbe" gesprochen? Wie wenig solcher Mut doch belohnt wurde!

Das änderte sich - zu meiner großen Enttäuschung - selbst mit der Anschaffung einer MINOLTA 505SIsuper nicht gerade bahnbrechend. Auch hier wieder neue, recht lichtstarke Objektive, diesmal mit dem umgänglicheren α-Bajonett-Verschluss: MINOLTA AF 50 mm 1:1.4, SOLIGOR AF Zoom 28-105 mm 1:2.8-3.8 und SOLIGOR Zoom AF 70-210 mm 1:2.8-4. Allein die Automatisierung der Belichtung und der Fokussierung vereinfachte und verbesserte schon vieles, aber Durchbruch hatte ein anderes Gesicht. Die von den Labors gelieferten Resultate wurden, dem Massengeschäft mit farbigen Bildabzügen und dem Preisdruck geschuldet, immer fragwürdiger und enttäuschender. Den Beweis, dass es, wenn überhaupt, nicht nur am Fotografen lag, wenn Bilder farblich "völlig daneben" lagen, lieferte immer aufs neue das zeitweilige Umsteigen auf Diapositive - aber wer wollte schon zum Betrachten seiner Bilder mit der Leinwand durchs Wohnzimmer ziehen? Und war das unikatäre Dia bei all seinen Vorzügen (Kontrastumfang...) denn wirklich eine ultimative Lösung? Meine Fotografie begann erneut immer mutloser dahinzudümpeln...

Wer glaubt denn schon sowas?

Dass sich mit der Digitalisierung der Fotografie gegen Ende des letzten Jahrhunderts, mit dem Aufkommen von Digitalkameras die Welt der Fotografie (ver)ändern würde, sprengte auch meine Vorstellungen nicht. Dass der analogen Fotografie aber längst das Totenglöcklein geläutet habe - wer glaubt denn schon sowas? Einen Tick zu ideal zeichneten sich mir die Vorteile der Digitalfotografie ab: kein (guter oder schlechter) Film mehr mit seiner Endlichkeit an Einzelaufnahmen, keine (vom Fotografen meist nicht beeinflussbaren) chemischen Prozesse mehr,  kein banges Warten mehr auf das fotografische Ergebnis, keine Nachbearbeitung mehr in stinkender Dunkelkammer usf. Das alles war "kaum zu glauben, um wahr zu sein".

Erst nach langer Skepsis und zugleich gründlicher Umschau entschied ich mich, es ebenfalls digital zu versuchen: mit einer SONY DSC-R1, einem sehr bewussten Kompromiss zwischen Kompakt- und Spiegelreflexkamera. Dass eine Bridgekamera wie die R1 über ein nicht auswechselbares Objektiv - ZEISS Vario-Sonnar (1:2.8-4.8  14.3-71.5 mm digital) - verfügte, störte mich angesichts meiner damaligen fotografischen Vorlieben und Usancen so gut wie gar nicht. Störend eher der nun häufige Wechsel zwischen digital und analog, manchmal im fliegenden Galopp, von dem ich rasch wusste, dass er tunlichst kein Dauerzustand sein konnte. Früher als beabsichtigt harrten dann die analogen Utensilien plötzlich in einem Schuhkarton auf das Happy End einer Wiederverwendung.

Die R1 hat meine Fotografie nicht nur beflügelt, sondern zu einem Teil von mir gemacht, den ich aus meinem fotografischen Leben nicht mehr wegzudenken vermag. Ein (selbstverständlich digitales) Bildarchiv mit inzwischen einigen tausend Fotografien aus nicht einmal fünf Jahren legt beredtes Zeugnis davon ab. Dabei gehöre ich nicht zu den "ständig aufnahmebereiten" Fotografen, die den lieben langen Tag ihre Kamera mit sich herumschleppen, stets auf der Jagd nach "Motiven" oder einem genialen Schnappschuss. "Schnappschüsse" (mal hier, mal dort, mal dies, mal das) liegen mir nicht; sie entsprechen nicht meiner Wesensart. Meine Fotografie verfolgt eine eher planerische Linie. Meine Motivsuche  und -auswahl ist fast immer von Themen beseelt. Auf sie konzentriere ich Aufmerksamkeit und Kreativität, so dass fotografische "Unternehmungen", ob es sich nun um das Porträt einer Stadt, einer Landschaft oder um die fotografische Beschreibung eines Gartens oder eines Lebensraums handelt, fast immer von eng umrissenen thematischen Absichten gelenkt sind. In der Regel gehen ihnen umfangreiche Recherchen - Vorrecherchen, wie ich sie nenne - voraus. Ich weiß also recht präzise, was ich fotografieren will und werde. Mag das auch ein wenig bürokratisch klingen - ich verfüge über genügend Fantasie und Kreativität, um innerhalb des planerischen Rahmens auch meiner Spontaneität die Sporen geben zu können. In der Regel entstehen zu einem Thema Fotoserien aus ein paar hundert Einzelbildern, die, nach digitaler Nachbearbeitung (dazu kommen wir noch), zumeist einer peniblen inhaltlichen Recherche - der Nachrecherche - unterzogen werden, um sie dann, mit sachgerechter, sehr gewollt aber subjektiv getönter, möglichst über den Duktus einer Bildunterschrift hinausgehender Betextung, zu einem Kalender, einem Fotobuch oder einer "Ausstellung" auf dieser Website zu gestalten.

Happy ohne Ende?

Freunde der Fotografie mag es freuen, wieder einmal jemanden für diese "allerschönste Beschäftigung der Welt" gewonnen zu haben. Noch jemanden, der - sich und anderen - Bilder von dieser Welt macht, sie mit einiger Freude über das Geschaffene vorzeigt oder enttäuscht von der Festplatte verstößt. Das scheint mir trotz - oder gerade wegen - der hier beschriebenen Umwege und Rückschläge soetwas wie ein Happy End zu sein.

Erinnern Sie sich noch an das Analoge, das, plötzlich verachtet und vom Licht der Welt ausgeschlossen, in einem schnöden Schuhkarton zu vermeintlich ewiger Ruhe gebettet worden war? Auch hier frohe Kunde, mit dem Zeug zum glücklichen Ende: Zwar feierte nicht der komplette Inhalt des Schuhkartons Auferstehung, schon gar nicht die analoge Fotografie an sich, wohl aber alles α-Bajonetthafte in ihm, mithin alle schon beschriebenen Objektive - nebst Zwischenringen (für die Makrofotografie) und einem großen Sortiment aufschraubbarer Filter. 2013 hatte SONY eine SLT-α58 auf den Markt geschickt. Mit α-mount-Objektiven! Eine umfangreiche Korrespondenz mit den SONY-Ingenieuren ließ die Verwendbarkeit der bereits beerdigten Objektive als mehr als nur möglich erscheinen. Damit nicht genug: ein simpler Adapter eröffnete sogar dem hervorragenden Automatik-Blitzer der analogen 505SIsuper, einem MINOLTA 5600HS mit Leitzahl 56, neue Perspektiven. Es gab deshalb keinen Grund, die Kamera nicht zu kaufen. Die jetzt schon mehrjährigen Erfahrungen mit der SLT sind, von wenigen Kleinigkeiten abgesehen, ganz hervorragend.

DSC-R1 und SLT-α58 verwende ich inzwischen arbeitsteilig und in friedlicher Koexistenz: die R1 als "Basiskamera", die SLT mit SOLIGOR 70-210 mm für den "mittleren" Telebereich, auch wenn die gegenüber der R1 doppelt so hohe Auflösung des α-58-Sensors (ca. 20 Millionen gegenüber ca. 10 Millionen Pixeln) dazu ermuntert, ausschließlich die SLT-α58 mit der Situation angemessenen Wechselobjektiven einzusetzen. Im Moment bleibe ich bei dem gewählten Verfahren: Der Fotorucksack toleriert beide Kameras (und noch einiges mehr), der Fotograf, der dadurch (fast) immer die richtige schussbereite Kamera zur Hand hat, allemal. Und überhaupt: man benötigt nicht zwangsläufig 20 Mio. Pixel, um schöne Aufnahmen zu machen! Im übrigen ist die R1 zu gut, als dass man sie ersetzen sollte und könnte.

Reparaturwerkstatt oder Abenteuerspielplatz. Oder beides?

In analogen Zeiten war das Wirkungsspektrum des Fotografen mit der Abgabe des Films beim Fotohändler so gut wie erschöpft. Nicht  gleich nachschauen zu können,  was man fotografisch angerichtet hatte, stellte  die  Geduld auf eine hohe Probe. (Nach)bearbeitung der Fotos - spätestens seit Farbfotografiezeiten stand dem nichtprofessionellen Fotografen in der Regel kein eigenes Labor ("Dunkelkammer") mehr zur Verfügung, in dem man solches hätte bewerkstelligen können. Welche Wandlung sich in digitalen Zeiten vollzogen hat, welche Möglichkeiten sich heute auch dem durchschnittlichsten Fotografen eröffnen, ist kaum ohne Enthusiasmus zu beschreiben. Bildbearbeitung - es fängt ja schon ein Stück weit vorher an. In welchem Format - RAW, JPEG... - speichert eine Kamera die Bilder ab? Weil das maßgebend für die Möglichkeiten einer weiteren Bearbeitung der Bilder sein kann. Der digitale Fotograf tut gut daran, sich aufgrund zahlreicher Versuche seinen persönlichen Workflow, also eine ganz persönliche Vorgehensweise, bei der Bildbehandlung zu erarbeiten. Dabei geht es mit Hilfe einer Vielzahl von PC-Programmen nicht nur darum, in einer Art Reparaturwerkstatt Fehler des Fotografen oder Unzulänglichkeiten der fotografischen Gerätschaft zu mildern oder auszubügeln, sondern sich - auf einem deutlich höheren Niveau - dem Abenteuer einer vielleicht mit "kunsthandwerklich" zu umschreibenden, wenn nicht sogar genuin künstlerischen Bearbeitung anzuvertrauen. "Er will ja nur spielen..."

Während meiner ersten digitalen Gehversuche mit der R1 lief mir recht schnell ein Programm über den Weg, das inzwischen zu einem der Mittelpunkte meiner fotografischen Arbeit, natürlich auch mit der SLT-α58, geworden ist: das DxO Optics Pro (jetzt: DxO PhotoLab), in das weitere Bearbeitungsprogramme, die auch stand-alone existieren, eingebettet sind: DxO View Point (für geometrische Korrekturen und Bokeh) und - wenn auch von mir nur sporadisch genutzt - DxO Film Pack (zur nachträglichen Simulation von Features alter Farbfilme bzw. der Umwandlung von Farbe in Schwarzweiß). Obgleich DxO PhotoLab obligatorischer Bestandteil aller meiner Bearbeitungen und damit auch meines persönlichen Foto-Workflow geworden ist, drängt sich in letzter Zeit immer mehr ein neues Bearbeitungsprogramm in den Vordergrund: das gerade erschienene Luminar 3. Die Erfahrungen damit sind bislang ganz hervorragend, zumal - im Gegensatz zu DxO PhotoLab - auch das RAW-Format der R1 gelesen werden kann. Mal sehen, wie sich Luminar weiterentwickelt.

Es würde den Rahmen einer persönlichen Vorstellung sprengen, alle von mir derzeit zur Verwendung kommenden PC-Programme ausführlich samt Indikation ihrer Anwendung zu erläutern. Ein Teil der Software steht ohnehin auf einer Art experimentellem Prüfstand, ein anderer ist eher gelegentlich frequentierten Spezialanwendungen vorbehalten. In der folgenden Tabelle sind die Namen aller routinemäßig angewandten EDV-Programme fett gedruckt, die anderen in Normalschrift ausgeführt. Bei der Auswahl hilft inzwischen ein eigens geschaffener "Bearbeitungs-Pfadfinder".

Für meine Fotografie routinemäßig verwendete Software (Stand: 19. November 2024)  

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Software

Quelle

Anwendung

Freeware/Lizenz

URL

ACDSee Gemstone Photo Editor 12.1 ACD Systems International Inc Bildausarbeitung und   -korrektur Lizenzgebühr https://www.acdsee.com/

ACDSee Photo Studio Ultimate  18.0.0 (2025)

ACD Systems International Inc Bildmanagement, Bildausarbeitung und   -korrektur Lizenzgebühr https://www.acdsee.com/
Affinity Photo 2.5.5 Serif (Europe) Ltd Bildmanagement, Bildausarbeitung und   -korrektur Lizenzgebühr https://affinity.serif.com/de/
Affinity Designer 1.10.6 Serif (Europe) Ltd Bildmanagement, Design Lizenzgebühr https://affinity.serif.com/de/
Affinity Publisher 1.10.6 Serif (Europe) Ltd Bildmanagement, DTP Lizenzgebühr https://affinity.serif.com/de/
AKVIS Artifact Remover AI 3.0 AKVIS Beseitigung von jpeg-Artefakten, Schärfen Lizenzgebühr https://akvis.com/de/artifact-remover
Aurora HDR  1.0 Skylum Corp HDR-Ausarbeitung Lizenzgebühr skylum.com/de
Blow Up 3 Exposure Software Bildvergrößerung Lizenzgebühr https://exposure.software
Darktable 4.6.1 Darktable Organisation allgemeines Bild-Management, Bildausarbeitung Freeware www.darktable.org
DENOISE Projects 4 Franzis Verlag Entrauschen von Bildern Lizenzgebühr www.franzis.de
DxO Nik Collection 7.0.3 DxO Labs kreative Bildkonversionen, Spezialeffekte Lizenzgebühr www.dxo.com/de/intl/
DxO Photolab Elite 8.1.0 DxO Labs (kamerabezogene)    Bildausarbeitung und     -korrektur Lizenzgebühr www.dxo.com/de/intl/
DxO Pure Raw 4.5.0 DxO Labs Entrauschen, Demosaikieren von RAW-Aufnahmen Lizenzgebühr www.dxo.com/de/intl/
DxO View Point 5.0.0 DxO Labs geometrische Korrekturen, Bokeh-Bearbeitung Lizenzgebühr

www.dxo.com/de/intl/

DxO Film Pack 7.10 DxO Labs  Korrekturen der Bildwirkung durch Filmsimulation

Lizenzgebühr

www.dxo.com/de/intl/
Exposure X7 7.2.0 Exposure Software  Bildausarbeitung und    -korrektur Lizenzgebühr https://exposure.software

FastStone Image Viewer 7.8

FastStone Soft allgemeines Bild-Management, Bildausarbeitung Freeware www.faststone.org
FotoSketcher 3.9 David Thoiron Bildausarbeitung und kreative Bildkonversionen

Freeware

www.fotosketcher.com
GIMP 2.10.38 Free Software Foundation allgemeines Bild-Management, Bildausarbeitung Freeware www.gimp.org/
HDR Darkroom 6.1.0 Everimaging Ltd HDR-Ausarbeitung

Lizenzgebühr

www.everimaging.com/
HDR Projects Darkroom 2.26 Franzis Verlag HDR-Ausarbeitung

Lizenzgebühr

www.franzis.de/hdr-projects-darkroom
HDR Projects Platin 1.2.3 Franzis Verlag HDR-Ausarbeitung Lizenzgebühr www.franzis.de
HDR Projects Professional 1.25 Franzis Verlag HDR-Ausarbeitung Lizenzgebühr www.franzis.de
IrfanView 4.70 Irfan Skiljan allgemeines Bild-Management Freeware www.irfanview.com
Luminar 4.3.4 Skylum Corp Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung, Bild-Management Lizenzgebühr skylum.com/de
Luminar AI 1.5.5 Skylum Corp Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung, Bild-Management (KI-basiert) Lizenzgebühr skylum.com/de
Luminar Neo 1.21.2 Skylum Corp Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung, Bild-Management (KI-basiert) Lizenzgebühr skylum.com/de
Machinery HDR 3.0.54 Machinery HDR Software HDR-Ausarbeitung Lizenzgebühr www.machineryhdr.com
Machinery Explorer 2.2 Machinery HDR Software Bild-Management zu Machinery HDR Freeware www.machineryhdr.com
ON1 Photo RAW 16.5.1 ON1 Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung, Bild-Management Lizenzgebühr www.on1.com
Paint.NET 4.2.16

Paint.NET

  Bildausarbeitung und   -korrektur

Freeware

www.getpaint.net

Photo Scape 3.7 Mooi Tech     Bildausarbeitung und -korrektur, Spezialeffekte, Animationen Freeware www.photoscape.org/
Photo Zoom Classic 4.1.4

Ben Vista

Qualitätsverbesserung bei Bildvergrößerung

Lizenzgebühr

www.benvista.com

Raw Therapee 5.10 The RawTherapee Team RAW-Entwicklung und Bild-Management Freeware https://rawtherapee.com/
Sharpen Projects 3.31 Franzis Verlag Schärfen Lizenzgebühr www.franzis.de
Snap Art 4 Exposure Software Spezialeffekte,  Bildverwandlung,  "Virtualisierung" Lizenzgebühr https://exposure.software
Video Vision 15.3.02 Aquasoft Bild-Präsentationen als Video Lizenzgebühr www.aquasoft.de
Zoom#1 professional

Ashampoo

Skalierung

Lizenzgebühr

shop.ashampoo.com

 

Der Weg ist das Ziel?

Selbstverständlich verfolge ich wie jeder Fotograf Ziele. Im Moment habe ich mich, wie oben angedeutet, der Reise-, Architektur- und Landschafts-Fotografie verschrieben und fokussiere meine Aktivitäten auf Bildserien, die sich zu Bildbüchern oder auch zu Kalendern (ein halbes Dutzend ist bereits erschienen) "verarbeiten" lassen. Dabei spielen immer auch Texte - z. B. solche, die (kunst)historische oder geografische Bezüge herstellen - eine den Bildern zugeordnete Rolle, ohne lediglich Bildunterschriften sein zu sollen. Zwei Bildbände im A4quer-Format - einer über Hallstatt, ein anderer über St. Bartholomä am Königssee - haben bereits "im Selbstverlag" das Licht der Welt erblickt. Beim ersten Draufschauen folgen sie einem sehr ähnlichen gestalterischen Duktus; bei genauerem Hinsehen offenbart sich gleichwohl ein ganz unterschiedlicher Umgang mit der Formatierung der einzelnen Abbildungen (im zweiten Band finden sich vergleichsweise weniger, dafür aber großformatigere Bilder) ebenso wie mit allgemeineren Gestaltungsmerkmalen. Was nichts anderes bedeutet, als dass ich mich weiter vortaste.

 

Bei allem Experimentieren ist immer der  Weg das Ziel: die Freude am kreativen Schaffen und ästhetischen Ausloten. Dass der Autor eines Bildbandes für Bild und Text und(!) für Konzeption und Gestaltung die Verantwortung übernimmt, war für mich ein Novum. Wie lange meine Affinität zu Landschafts-, Städte- und Architektur-Fotografie anhält, ob meine Fotografie - ergänzend dazu oder nicht - irgendwann zu neuen Ufern drängt, vermag ich nicht vorauszusagen.

 

 

Unstrittig, dass Fotografie stets auch mit Dazulernen einhergeht, ob es sich nun um das fotografische Hand(!)werk an sich oder den  Umgang mit Editoren handelt. Derzeit kreist mein Lernen um Probleme der Farbenlehre und -theorie, um  hohen Dynamikumfang (HDR = high dynamic range), um Bokeh und um anderes mehr. Mal sehen, welche Begehrlichkeiten noch kommen...

 

 

Ach ja, seit August 2017 ergänzt ein - im wahrsten Sinne des Wortes - gewichtiges TAMRON 150-600 mm (digital) mit Lichtstärke 1:5-6.3 das Objektiv-Sortiment, was sicherlich zur Erweiterung des fotografischen Horizonts, vielleicht sogar der fotografischen Thematik, beitragen wird.

Das Jahr 2018 begann nicht nur mit dem schon üblichen und bei Freunden offenbar recht geschätzten Fotokalender, diesmal mit dem - hoffentlich nicht zu viel versprechenden Titel "Auf der Suche nach der verlorenen Stille" (Dank an dieser Stelle an Marcel Proust...),

sondern auch mit einer Buchneuerscheinung mit dem Titel "Goldene Ramsau" mit 120 Farbfotografien aus dem Bergsteigerdorf Ramsau und seiner faszinierenden Umgebung:

2018 lag ein Schwerpunkt meiner Bemühungen, um eine Vielzahl von Techniken bei z. B. unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen, zu erproben, auf der Fotografie von Blüten des eigenen Gartens - ein Projekt, dem ich den Namen "Blüten-Zauber - Zauber-Blüten" gab, was wohl genügend signalisiert, dass es mir dabei nicht in erster Linie um einen rein botanischen Ansatz ("Abfotografieren" bzw. Dokumentieren) geht, sondern mehr um eine fotografisch-künstlerische Bearbeitung des Phänomens Blüte und des Zaubers, der von Blüten ausgeht. Einige hundert Aufnahmen nahmen den Weg auf die Festplatte, von denen mir eine kleine Auswahl ansehnlich genug für die Veröffentlichung in einem Kalender für 2019 erschien:

Das Projekt werde ich zumindest noch 2019 fortsetzen. Mal sehen, welche Ergebnisse am Ende stehen werden, vor allem, welche Lernerfolge und - hoffentlich! - Fortschritte ich für mich erziele.

Ein weiterer Kalender für 2019 reflektiert eine recht kurze, aber fotografisch um so intensivere Reise im Frühjahr 2018 in das Elsass. Auch hier wieder, trotz des nicht immer fotoaffinen Wetters, einige hundert Fotografien aus vier malerischen elsässischen Orten, die meisten und wohl auch gelungensten aus dem faszinierenden Riquewihr:

15 Jahre? Ist ja unglaublich...

Und dann fiel mir schlagartig ein: Ziemlich genau 15 Jahre ist es her, dass ich meine erste Digitalkamera in Betrieb genommen habe. Zeit für eine Bestandsaufnahme? Innerhalb relativ kurzer Zeit entstand dieser umfangschwere Bildband:

Dem Blick zurück war sehr viel Nachdenklichkeit vorausgegangen: Sollte meine Fotografie auch in Zukunft so stark thematisch verankert sein oder sich - eventuell nur ergänzend, vielleicht aber auch wesentlich stärker - themenungebundenen Einzelmotiven widmen? Welche Kompromisse lassen sich schließen? Auf welche Weise erzielt man die meisten und vor allem die besten fotografischen Fortschritte? Was lässt der Kreativität den größeren Spielraum? "Da mach ich mir ein Bild" ist der Beginn, die stringente thematische Bezogenheit meiner bisherigen Fotografie aufzulockern, kontextualisiert doch der Bildband die darin gezeigten Fotografien in gleich zwölf Themenfeldern (die ich aus mehr als 25 ausgewählt hatte). Ich glaube, eine Art Anfang ist gemacht. Oder wie Politiker sagen würden: der Schritt in die richtige Richtung.

Herbst oder Stille - oder beides?

2018 hatten Vorarbeiten zu einem Bildband mit dem Titel "Auf der Suche nach der verlorenen Stille" begonnen; unter demselben Titel war Anfang des Jahres schon ein Kalender erschienen (siehe oben). Die Konzeption eines "ausgewachsenen" Bildbandes zu einem auch fotografisch nicht ganz einfach umzusetzenden Thema, selbstverständlich mit profunden Texten versehen und in adäquat aufwendiger Gestaltung, riefen in mir, obwohl das vorhandene Bildmaterial zu diesem Thema eine Publikation eher herausfordert, von Anfang an Widersprüche hervor, die die Planungsarbeit geradezu blockierten.

Dabei drängte sich zunehmend eine etwas andere thematische Konzeption ins Blickfeld, die aus der nicht ganz zufälligen "Herbst-Lastigkeit" meiner Bilder, meinen fotografischen Fortschritten und neuen fotografischen Ansprüchen und Möglichkeiten herrührten. Fast von heut auf morgen und eigentlich ganz ungeplant entstand 2019 ein kleiner Band mit dem Titel "HerbstLicht", der herbstliche Fotografie mit ihrem Mut zur Farbe mit Gedichten und Gedanken synästhetisch verbinden soll:

Und natürlich gab es auch für das Jahr 2020 einen Kalender, diesmal mit dem Titel "Auf dem Gipfel - Zugspitz-Impressionen". Wenn auch nur im sparsamen A4-Format (was nachträglich als Fehlentscheidung empfunden worden ist):

Allerdings macht sich inzwischen bei jeder neuen Kalender-Produktion ein leichtes Müdigkeitsgefühl breit. Nicht dass es an Themen, Ideen oder gar Bildern mangelte - ärgerlich macht die einfallslose, oft hässliche und obendrein praxisfremde Auswahl an Kalendarien, auf die man bei der Kalendergestaltung zurückzugreifen gezwungen ist. Sicherlich würde man in Zukunft vom Kalendermachen Abstand nehmen, gäbe es da die Freunde nicht, die alljährlich auf den neuen Kalender warten (hoffentlich!).

Der Fotograf mit der Maske?

Und dann ereilte uns alle - wie aus dem Nichts - Corona und veränderte innerhalb weniger Wochen die Welt, Fotografen natürlich eingeschlossen. "Eingeschlossen"? Ja, so ähnlich jedenfalls fühlte man sich. Und: Frosch mit Maske - das mag ja noch spannend sein, aber Fotograf mit Maske? Covid-19 zauberte indessen auch wertvolle Besinnung zurück, darauf, wie weit die eigene Fotografie wohl gediehen sei und wo sie noch hinführen mag oder sich entwickeln sollte. Besinnung auch darüber, was Fotografie eigentlich ist. Aus meiner Sicht ein Dreiklang aus Prävisualisierung (Intention/Komposition/Gestaltung einer Vision), optisch-elektronisch-mechanischer Realisation (Kamera) und finaler Visualisierung (Ausarbeitung des Bildes)? Fehlt einer dieser "Töne", so mein Credo, oder wird er nicht sauber, nicht rein genug "gespielt", so entsteht kein Dreiklang mehr. Bild und/oder Fotograf gelangen dann zu keiner Harmonie... Der Fotograf sieht sich mit einem misslungenen Abbild seiner Intention konfrontiert... An gedanklichen Ansätzen wie diesen möchte ich auch in Zukunft (weiter)arbeiten, um sie zu verfeinern und die eigene "dreiklangliche" Fotografie zu verbessern. Schon jetzt dient der Dreiklang mir als Leitlinie fotografischen Handelns.

Eine der (Wieder)entdeckungen dieser virusumwitterten Tage: Schwarzweiß-Fotografie. Oder sagen wir besser: Monochromie. Die Beschäftigung mit Silver Efex aus der Nik-Collection "verführte" zunächst dazu, immer mehr meiner vorhandenen Bilder auf ihr monochromes Potential hin "abzuklopfen". Die Ergebnisse waren ebenso verblüffend wie vielversprechend. Inzwischen versuche ich fast täglich, Motive zu prävisualisieren, die monochrom ansprechendere Ergebnisse versprechen als in Farbe, und ich bin froh darüber, dass das immer wieder und immer besser gelingt. Den "Mut zur Farbe" (keine Angst, lieber Walter Boje!) werde ich darüber nicht verlieren...

Medial verzückt?

Erinnern Sie sich noch an die gefühlt endlosen Dia-Vorträge vergangener Tage: glitzernde Leinwand, abgedunkelter Raum, erregt raunendes Publikum mit (hin und wieder umpurzelnden) Rotweingläsern (kann auch teppichverträglicherer Weißwein gewesen sein), die sonore Stimme des zum Moderator mutierten Fotografen, gelegentliche Einschlafattacken usw. Freunde haben mich gefragt, warum ich denn so wenige meiner vielen Fotografien auf meiner Webseite präsentiere. Antwort: weil ich immer noch nach einer idealen, gleichzeitig HTML-verträglichen Präsentationsform suche. Da fielen mir die Dia-Shows von gestern ein und welche medialen Möglichkeiten sich einer solchen Präsentation heutzutage eröffnen. Gedacht - gemacht. Programme für moderne "Dia-Shows" gibt es einige, mit verblüffenden medialen Effekten, einzuspielender Hintergrundmusik, selbstgesprochenen Kommentaren und allem Schmirgel und Putz. Gut, nicht ganz einfach, an der Timeline den Überblick zu behalten. Aber am Ende ist man dann doch stolz auf seine gerade produzierte MP4-Datei. Selbst eine DVD kann man im Rahmen des Programms brennen (die Freunde sich willig schenken lassen). Eine den Corona-Wirren verdankte Version, sozusagen der erste Versuch eigener medialer Verzückung, mit Einblicken in die eigene Blüten-Fotografie liegt seit März 2020 vor: "Blüten zum Träumen", die Sie unter "Blütenzauber - Zauberblüten" mit geringen Adaptationen auch bei den Portfolios auf dieser Website finden.

Und nun doch die "verlorene Stille"?

"Verloren" schon, aber "vergessen" worden war sie ja nie, auch als fotografisches Projekt in Buchform nicht: die Stille. Angesichts so vielschichtiger Überlegungen, angesichts so umfangreicher Vorarbeit mussten die weiter oben geschilderten Vorbehalte ja eines Tages überwunden sein. Ende November 2020 lag es dann vor mir: das neue Fotobuch mit dem Titel "Auf der Suche nach der verlorenen Stille".

Und selbstverständlich kommen auch die Kalender-Fans zu ihrem Recht, für das Jahr 2021 sogar zweimal:

  

Mal sehen, wie die Resonanz bei den zu Weihnachten damit Beschenkten ausfällt... Selten, dass mir eigene Produkte von Anfang an gefallen; diesmal ist das merkwürdigerweise so.

Heute gekaufter Himmel - morgen gekaufte Augen?

Wer es mit dem "Bearbeiten" (ich nenne das inzwischen aus gutem Grund lieber "Ausarbeiten" oder, etwas hochtrabig, "finale Visualisierung") seiner Bilder ernst meint, komme an ADOBEs Photoshop und Lightroom auf Dauer nicht vorbei, trotz des erzwungenen und sündhaft teuren Abonnements, sagte mir mal jemand, der es durchaus wissen musste. Ich habe das immer ein bisschen bezweifelt und bin mit anderen, gekauften Programmen ganz gut gefahren (siehe auch oben). Alle Editoren, gekaufte wie gemietete, haben ihre Meriten und ihre Macken. Was dazu geführt hat, dass ich derzeit drei verschiedene Programme (LUMINAR4, DxOPhotoLab4 und ExposureX7) zum Ausarbeiten meiner RAW-Bilder bemühe. Für darüber hinausgehende Ansprüche bis zum DTP verwende ich die Affinity-Serie (Affinity Photo, Affinity Designer und Affinity Publisher). Dabei schien mir zeitweilig LUMINAR4 von SKYLUM allein schon seligmachend zu sein. Es akzeptiert beide von mir verwendeten RAW-Formate, ist weitgehend intuitiv zu bedienen, hat einige hochinteressante Features und erfüllt nahezu alle meine Qualitätsansprüche. Doch dann kam die Firma SKYLUM auf die Idee, sich fortan mit einem komplett neuen Programmkonzept, LUMINAR AI, ganz der künstlichen Intelligenz (KI) an den Hals zu werfen und das bisherige LUMINAR4 eventuell aufs Abstellgleis zu schicken - dazu, wie immer, seine treuesten Benutzer gleich mit. Die wohl recht kurzatmige Verkaufsstrategie, die dahinter steckt, ist für SKYLUM übrigens nicht ganz untypisch; zumindest die Ruine AURORA (von 2019!) ziert immer noch für jedermann sichtbar und updatefrei die Angebotsliste. Immerhin lieferte SKYLUM im Mai 2022 nach langem "Schweigen" wieder ein Update für LUMINAR4, was beifallumrauschte Hoffnungen weckt!

Übrigens, nichts gegen KI! Viele, vor allem Basis-Korrekturen bewältigt KI sehr gut, zumal man ja in der Regel manuell, d. h. "subjektivierend", eingreifen kann, wenn einem gegen den Strich geht, was KI gerade mal "denkt", "vorschlägt" und "macht". Und Zeit wird auch hin und wieder eingespart. Aber was SKYLUM dann mittels KI ("Der erste Bildeditor, der vollständig auf künstlicher Intelligenz beruht") anbietet, raubt mir doch ein wenig den Atem: Endlich kann ich den stinklangweiligen Novembermorgenhimmel über Kleinkleckersdorf an der Laber "benutzerdefiniert"(?) durch die "Perfect Fluffy Clouds" von Team Skylum oder die "Last Lights of Manila" von Sherwin Magsino ersetzen. Die Angebote von Himmel- und Sternschnuppen-Bundles auf SKYLUMs Marketplace nehmen inzwischen schier kein Ende. Muss also ein tolles Geschäft sein, den Himmel zu faken. Nachdem der Atem mich wiederhat: Warum fotografiere ich dann überhaupt (noch) selbst? Wenn ich schon alle brillanten Himmel, Mond- und Sonnenuntergänge dieser Welt kaufen (und "rückstandsfrei" installieren) kann, und dann noch zu solchen Preisen! - warum dann nicht gleich die komplette Kleinkleckersdorf-Ansicht kaufen, wenn ich offensichtlich sowieso zu blöd oder zu faul oder zu lernunwillig bin, selbst gute Bilder zu fotografieren? Nur um mir mit KI die Zeit zu vertreiben? Oder mich mit fremden Federn zu schmücken, vielleicht sogar (mich und andere) zu betrügen?

Wie steht es dann überhaupt mit der Bildurheberschaft; gibt es in Zukunft vielleicht derer gleich mehrere pro Bild? Wie zeigt man das an, oder lieber nicht? Und die ganz spannende Frage: Was mag SKYLUM KI-orientiert als Nächstes aushecken? Ich jedenfalls empfehle dem geschäftstüchtigen Fotografie-Beerdigungsunternehmen eine Kollektion von noch größerer Angebotsbreite als beim Himmel: Augen! Sie haben richtig gelesen: Augen! Augen sind mindestens so mühsam zu fotografieren wie Himmel und Sternschnuppen und misslingen genauso oft (zum Teil wohl auch, weil eben nicht alle Augen schön sind...). Wie wär's also mit einem Mona-Lisa-Eyes- und einem Marilyn-Monroe-Eyes Bundle? Das wäre doch mal ein mega kunstintegrierender Start in die Schöne-Augen-Welt, und nicht einfach "Iris AI" wie jetzt noch! Gekaufte Augen ohne Ende - das hat so manchem Porträt-Fotografen gerade noch gefehlt! Und meiner Frau, den Enkelkindern und der Hauskatze auch, deren fotografierte Augen fortan Gefahr laufen, beim Eye-Replacement-Tool AI unter die Räder zu geraten...

Ich hatte diese kritischen Worte kaum geschrieben, da kündigt SKYLUM ein LUMINAR Neo an, das im Winter 2021/22 erscheinen soll. Der Name sagt alles. Schon wieder etwas Neues. Immer dann, wenn man mit dem Bisherigen nicht so recht zu Rande kommt, d. h. die Richtung ändern möchte oder muss? Und das alles auf Kosten und zu Lasten der Kunden? Könnte so sein, aber ein zeitnah veröffentlichter Vergleich der drei LUMINAR-Spielarten (LUMINAR 4, LUMINAR AI und LUMINAR Neo) zeigt erstaunlich offen und detailliert, wohin die Reise gehen soll. Man wird sehen...

Das Unbunte suchen und verstehen lernen?

Es ist Zeit, noch mal auf Schwarzweiß zurückzukommen. Selbstverständlich pflege ich keine Aversionen gegen farbige Fotografien, ich hadere auch nicht mit der uns umgebenden farbigen Welt; Beweise dafür, dass ich eher ihr überzeugter Freund bin, stehen allenthalben vor Augen. Und doch erinnere ich mich gern, wie schön und zufriedenstellend das Fotografieren in Schwarzweiß zu analogen Zeiten war: vom "Anrüchigen" der Dunkelkammer - nicht von dem, was man darin Nützliches vollbrachte - einmal abgesehen. Vielleicht hat auch mich die Nostalgie ein wenig eingeholt, wie so viele Ältere unserer Zunft? Wie oft in den letzten Jahren habe ich immer wieder auf einzelne meiner Bilder gestarrt und mir vorzustellen versucht, wie sie wohl mit weniger Farbe oder ganz ohne all das Bunte ausssehen und wirken könnten. Würden sie an Ausdruck und Aussagekraft gewinnen? Welche (neuen) Stimmungen zu übertragen wären sie fähig, und mit welcher Intensität und Nachdrücklichkeit? Auch beim Fotografieren selbst, beim Blick durch den Sucher, gingen mir solche Gedanken durch den Kopf: immer öfter, immer zwingender. Hin und wieder wurde dann schon mal versuchsweise ein buntes Bild in ein unbuntes umgewandelt. Richtig enttäuschend waren die Ergebnisse eigentlich selten; sie ermutigten aber auch nicht zwingend dazu, es einmal ernsthafter mit der schwarzweißen Fotografie zu versuchen. Bis ich mir bei GOOGLE aus purer Neugier die Nik-Collection herunterlud, und mit ihr das für das Schwarzweiße zuständige Silver Efex. Später kaufte ich mir bei DxO die stark verbesserte Version. Von den Resultaten schwarzweißer Ausarbeitung war ich mehr als hingerissen. Zwei, drei motivierende Bücher über Schwarzweiß-Fotografie und das Anschauen von Ansel Adams' schwarzweißen Landschaftsaufnahmen taten ein Übriges: Ich begann nicht nur systematisch mir geeignet erscheinende Farbbilder in schwarzweiße zu verwandeln, sondern auch bewusst mit dem Ziel schwarzweißer Bilder zu fotografieren, d. h. meine sichtbare Welt gezielt unbunt zu sehen. Welcher Gewinn! Welch beglückende Ergänzung der farbigen Welt! Was für eine Entdeckung! Welch neue kompositionelle Welt!

Seit zwei, drei Jahren bin ich nun auf dieser steten Suche nach dem Unbunten, experimentiere ich mit dem Monochromen, mit reinem Schwarzweiß, mit Tonungen bis hin zu ColorKey. Wie ich glaube: mit gutem Erfolg. Im Juni 2021 habe ich deshalb einen Bildband mit dem Titel "Monochrome Momente" fertiggestellt. In ihm sind anhand ausgewählter Bildbeispiele nicht nur meine digitalen Erfahrungen mit der monochromen Fotografie dokumentiert; er versucht für den fotografieaffinen Leser auch kurze, strukturierte Hinweise auf die Welt des Monochromen bis hin zur künstlerischen Abstraktion zu geben:

Selbstverständlich konnte ich auch meine Kalender-Liebhaber für das Jahr 2022 nicht im Stich lassen:

 

Das große Schweigen?

Tatsächlich wurde 2022 zu einem Jahr der wiederkehrenden Pausen. Wenn ein Mensch vor Schmerzen nicht mehr gehen, stehen, sitzen und zuweilen nicht einmal mehr liegen kann, wird er nolens volens inaktiv und schweigsam; als Fotograf hört er auf zu fotografieren. Nur gut, dass er weiter (Er)kenntnisse sammeln und festigen, sogar Pläne schmieden kann. Schon deshalb keine temps perdu und nicht das, was man "Untätigkeit" nennen könnte. Ende des Jahres wurden die "körperlichen Malaisen" durch eine Operation so gut wie behoben, so dass die fotografischen Aktivitäten in absehbarer Zeit wohl wieder voll aufgenommen werden können.

Ende 2021, vor dem "großen Schweigen", als ich, zusammen mit meinem amerikanischen Freund Lance Maloney, ebenfalls Fotograf, auf ein Titelbild für den Otzberg-Kalender (siehe oben) Jagd machte, lief mir auf einer unserer fotografischen Exkursionen eine Art "Zufallsmotiv" über den Weg: drei Bäume, freistehend auf einer sanften Anhöhe. Ein faszinierender Anblick, eine Herausforderung! Den Otzberg erst einmal Otzberg sein lassend, machte ich ebenso spontan wie begeistert einige Dutzend Aufnahmen davon. Ein solches, fast minimalistisches Motiv (Himmel, drei unspektakuläre Bäume in ebenso unspektakulärer Anordnung, eine grasüberwucherte Anhöhe) schien mir in idealer Weise meinem Vorsatz zu entsprechen, in Zukunft viel weniger dokumentarisch als mit einem noch höheren ästhetischen Anspruch zu Werke zu gehen. Dazu passte auch mein Bekenntnis "Ich fotografiere, damit Du siehst, was ich sehe": um zu zeigen, dass und wie jeder Mensch anders sieht und die sogenannte Wirklichkeit unterschiedlich rezipiert. Ich hatte mir versprochen, in Zukunft viel mehr nach Eindrücken Ausschau zu halten, die nicht für jedermann auffällig, sondern eher zufällig am Wegesrand lagen. Auf den ersten Blick sind die drei Bäume ein simples, alltägliches, zumindest aber ganz unsensationelles Motiv - das dafür aber um so mehr Fantasie und Imagination, ja, sogar Wunsch nach Abstrahierung des Wirklichen einfordert. Obwohl schon die RAW-Bilder beeindruckten, musste ich mir mehr als ein Jahr Zeit geben, bis ich sie ausführlich be- und ausarbeiten konnte. An dieser Stelle sei schon mal eines der eher künstlerisch-ästhetischen Ergebnisse gezeigt:

Trotz oftmaligen Pausierens konnte ich 2022 den alle zwei Jahre wiederkehrenden Zunft- und Handwerkermarkt im nahegelegenen Seligenstadt besuchen. Ich hatte ihm schon einmal im Jahre 2007 einen Besuch abgestattet und sehr eindrucksvolle Fotos von dort mitgebracht. Das gelang auch dieses Mal. Einige der bildlichen Impressionen habe ich für den Kalender 2023 verwendet:

Dem Jahr 2022 sind zwei weitere fotografische Projekte, beide dem o. a. Leitsatz folgend, zuzurechnen: In dem ersten spielen zwei Windlichter in mit farbig-transparenten Halbkugeln besetzten Wassergläsern im spätabendlich-dunklen, fast mediativ erlebten Garten die einzige in diesem fotografischen Spiel zu vergebene Rolle; im zweiten fotografierte ich - ebenfalls in meinem Garten und mit dem Gegenlicht der Sonne und den daraus resultierenden Effekten (z. B. der Transparenz der Blätter) spielend - einen in üppiger Herbstfärbung sich präsentierenden Geschlitzten Japanahorn. Dabei widmete ich mich in erster Linie Aufnahmen aus dem Innern des Baumes, also seinem Blattgewölbe heraus nach außen, dem Licht entgegen.

Beide Projekte bescherten anspruchsvolle und zufriedenstellende Basisaufnahmen, bei deren Be- und Ausarbeitung ("Postvisualisierung") der eigenen Fantasie und Kreativität freier Lauf gelassen worden ist:

 

Eine neue Homepage? Warum denn das?

Freunde wissen seit Monaten: ich möchte meinen Web-Auftritt umgestalten, modernisieren, neben anderem den neuen HTML5-Möglichkeiten und vor allem der Thematik Fotografie anpassen. Der fast zwanzig Jahre alten Homepage hat man ästhetische und andere Defizite allmählich sehr angesehen, zumal der Auftritt über viele Jahre hinweg vornehmlich dem Amateurfunk gedient hatte. Was beispielsweise völlig fehlte, für einen Fotografen ein Nogo: ein Portfolio, das seinen Namen verdient. Es ist inzwischen multimedial fertiggestellt. Die neue Website wird fortan völlig unabhängig vom Amateurfunk ihr Leben führen; darauf weist nicht nur die neue Domain bb7pix.de hin, sondern insbesondere auch das neue, betont fotografieaffine Layout. Vor ein paar Tagen habe ich die neue Homepage für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Alte Beiträge, sofern sie es (noch) wert waren, weiter gezeigt zu werden, trifft man jetzt unter der Rubrik "Schnee von gestern" an. Andere Beiträge, insbesondere der experimentelle, projektbezogene Teil "Top oder Flop", haben noch Laborstatus. Kreativ zu sein und gleichzeitig eher Handwerklichem wie dem Schreiben von HTML-Code nachzugehen, ist für einen inzwischen 88 Jahre alten Kopf nicht so ganz einfach und konsumiert viel Zeit.

Und zu alle dem gesellte sich die Sache mit den "offenbar nicht mehr funktionierenden" Augen, die das Jahr 2023 eindeutig dominierte! Zwei Operationen in der wunderbaren ReVis-Augenklinik in Aschaffenburg stellten dann Mitte des Jahres die alte Sehkraft wieder perfekt her - und erzeugten Glücksgefühle, wie ich sie kaum noch kannte (wer kann denn schon ahnen, wie schlecht das eigene Augenlicht, allem voran das Farbensehen, inzwischen geraten war...). Die neue Sicht (ohne ständig vorgeschalteten Gelbfilter samt Unschärfe, Doppeltsehen und störenden Reflektionen!) lieferte einen ungewöhnlichen neuen Drive auch für alles Fotografische - dem eine kurze Erholungsreise nach Mainfranken mit über 400 Fotografien innerhalb von vier Tagen mehr als einen beredten Stempel aufdrückte. Und: die "neuen Augen", die weiß wieder zu weiß machten, wurden willkommenes Thema für einen Fotokalender für das Jahr 2024 mit 13 ganz "augenfrischen" Bildern:

 

Verwackelt?

Meine Angst, eine Fotografie "zu verwackeln", hat sich schon immer in überschaubaren Grenzen gehalten; schließlich hat man ja ein Stativ und kann auch mal beim Auslösen die Luft anhalten. Zu oft hatte ich überdies, anfangs mit einigem Erstaunen, zur Kenntnis genommen, wie schön leicht unscharfe Bilder sein konnten (und wie aufdringlich manch "gestochene Schärfe"...). Und irgendwann entdeckte ich dann zu allem Überfluss Andrew S. Grays herrliche Galerie von ICM-Fotografien. Gemälde der von mir überaus geschätzten Caspar David Friedrich und William Turner standen plötzlich vor meinen Augen, und ich begann mich intensiver mit ICM (in der Kameraphase selbst wie in der nachfolgenden postapparativen Phase) zu beschäftigen. Intentional Camera Movement, also absichtliches Verwackeln oder absichtliche Unschärfe: zufällig, geradlinig, rotierend, gezoomt - für die meisten Fotografen grenzt das sicherlich an Verrücktheit, zumindestens ist es eine abenteuerliche Vorstellung. Seit ein paar Wochen lasse ich mich sehr bewusst auf dieses "Abenteuer" ein und entdecke bereits mich zufriedenstellende Ergebnisse:

  

 "Hexenküche" - ICM-Studie 2024 (ICM in der Kameraphase)

"Waldweg" - ICM-Studie 2024 (ICM in der Post-Kameraphase)

 

Wie wär's mit einem Fotoclub?

Diese Frage habe ich mir immer wieder einmal gestellt. Auch in diesen Tagen, wo sich bei mir (fast) alles um ICM dreht. Gedankenaustausch, Erfahrungsaustausch, vielleicht gemeinsame Besprechung von Ergebnissen... Wie nützlich, wie zielführend wäre das? Oder doch nicht? Weil ich mit Vereinen, Zusammenschlüssen u. ä. immer wieder merkwürdig negative Dinge erlebt habe, gerade auch mit Fotoclubs und fotografischen "sozialen Netzwerken" im Internet. Verschreckt von Inkompetenz (Dunning-Kruger lässt grüßen...), Platzhirsch-Atttüden und latenter bis offener Gehässigkeit bin ich dieser Form der "Geselligkeit" stets rasch wieder entflohen. Außerdem: warum dort Bilder "uploaden", wenn ich doch selber eine Website mit umfangreichen Portfolios unterhalte? Und: brauche ich "Follower", also "Jünger", wenn ich nun mal nicht Jesus bin? Müssen meine Bilder "gelobt" oder "geliked" werden, wenn ich doch immer behaupte, in erster Linie für mich selbst zu fotografieren? Andererseits: eine Gemeinschaft, die ein gemeinsames Interesse zusammenhält, muss doch etwas sehr Schönes sein, jedenfalls für einen durch und durch geselligen Menschen.

Also versuche ich es in diesen Tagen noch einmal, diesmal mit der Fotocommunity - wenn auch beschränkt auf den rein künstlerischen Teil meiner fotografischen Arbeit. Ich werde über meine hoffentlich diesmal positiven Erfahrungen berichten...

Nicht einmal drei Wochen später: ich habe die "Gemeinschaft, die ein gemeinames Interesse zusammenhält", wieder verlassen. Es war - das verspreche ich - der allerletzte Versuch, mich in geselliger fotografischer Runde zu bewegen.

Weiter "verrückt"?

Ja, ich habe weitergemacht mit ICM, und zwar ausschließlich mit ICM in der Post-Kameraphase. Das heißt: ich habe bereits "fertige" und zudem geeignet erscheinende Bilder einer ICM-Ausarbeitung unterzogen. Etwas mehr oder weniger dem Zufall zu überlassen und kameraschwenkend  und -kreisend, ja sogar -zoomend durch die Gegend zu ziehen, vor mehr als einem Riesenstapel so erzeugter Aufnahmen zu sitzen und eine mehr als mühsame Auswahl zu treffen, ist nun mal nicht mein fotografischer Stil. Hilfsmittel zur Ausarbeitung? Da bieten sich, wie sich herausstellte, gleich mehrere Editoren an: allesamt fast gleich gleich gut brauchbar, je nachdem, welche ICM-Intentionen man gerade verfolgt. Ich verwende inzwischen mit großer Überzeugung die Nik-Collection (Analog Efex), Exposure und AffinityPhoto. Hin und wieder greife ich ergänzend auf weitere Editoren zurück. Zugegeben, ein relativ großer und nicht ganz einfach zu bewältigender Aufwand, aber ICM, oder besser: IPCM (Intentional Post-Camera Movement), ist höchst anspruchsvoll und erfordert weit mehr fotografische Kenntnisse (von den vorausgesetzten ästhetischen, kompositionellen Kenntnissen mal ganz abgesehen), als man zunächst denkt. Wichtig vor allem, wie man ICM-affine Bilder bzw. Motive erkennt. Am besten schon beim Fotografieren, also in der Kameraphase, sollte man wissen, was ein IPCM-Bild werden soll und was (wahrscheinlich) nicht... Ich blicke mal zurück: Mehr als ein Jahr nun schon beschäftigt mich ICM. In dieser Zeit habe ich unendlich viel zu diesem fotografischen Stil gelernt, und viele schöne ICM-Aufnahmen haben das Archiv bereichert. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Warum auch?

Selten übrigens habe ich an experimenteller Fotografie so viel Freude gehabt. Da musste mir schließlich auffallen, dass ich schon ein paar Jahre lang kein Fotobuch mehr veröffentlicht hatte, trotz vieler schöner Bilder. Hier ist es nun, gerade erschienen, mit dem Titel "Bewegte Momente":

Zum erstenmal habe ich ein quadratisches Format benutzt und mich beim Layouten ungewöhnlich wohlgefühlt. Erste Kommentare aus meiner näheren Umgebung zu Buch und Bildern waren zudem positiv. Ob es bei diesem einen Band über ICM-Fotografie bleiben wird?

 

An dieser Geschichte über die Entwicklung meiner Fotografie, die irgendwann in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann, wird weitergeschrieben: Schaun Sie ruhig mal wieder rein, um zu verfolgen, wie es weitergegangen ist und weitergehen soll.

Dies ist der Stand vom November 2024...

Ihr Hans-Dieter Teichmann

 

PS: Das Logo zu diesem Beitrag verdanke ich meiner Tochter Kerstin Teichmann