Eine Geschichte ohne Ende?
"Ich fotografiere - also bin ich." Aber bin ich
auch Fotograf?
Tatsächlich beschleichen
mich Zweifel, wenn ich bekennen soll,
"Fotograf" zu sein, impliziert das
doch ein hohes Maß an - wie ich meine - künstlerischer
Profession, die ich für mich einfach nicht in Anspruch nehmen mag.
Richtig ist allerdings, dass ich gern, inzwischen sogar leidenschaftlich
gern fotografiere.
Weit weniger irritiert mich, wenn ich von Bekannten
und Freunden gefragt werde, ob denn "das alles" überhaupt zusammengehe,
soll wohl heißen: miteinander zu vereinbaren sei. Womit dann
sicher die Fotografie, der Amateurfunk und meine Affinität zu
Gärten und Gärtnerischem angesprochen sind. Laster also, die in manchen
Augen auch zu einem lasterhaften Menschen machen, einem, der sich nicht
mal zu einem von vielen entscheiden könne. Ein oberflächelnder Hallodri
also. Aristoteles behauptete
einmal, dass die Tugend "die rechte Mitte" zwischen zwei Lastern sei.
Augenzwinkernd davon ausgehend, dass der Grieche sich wohl nicht habe
vorstellen können, dass ein Mensch sich mehr als zwei Lastern
verschreiben
könne, verkünde ich dann, dass ich ganz gut damit reüssiere, die
"rechte Mitte" zwischen allen meinen Las... sagen wir mal: Liebschaften einzuhalten. Ein Indiz
für solche Tugendhaftigkeit liefert
doch ein wenig auch diese Homepage. Oder?
Dabei drängelte sich die Fotografie recht früh
und dann immer wieder
in meine Biografie. Es muss wohl 1946 gewesen sein, dass mein Stiefvater
statt des üblichen Zentners Steckrüben
eine - "gut erhaltene" - Rolleicord mit nach Hause brachte,
schwarzmarktlich erkungelt gegen zwei Flaschen Hochprozentigen aus der häuslichen
(streng verbotenen!)
Küchen-Destille: für mich nachweislich die erste Begegnung mit einem
erstaunlichen chemischen Prozess und einem daraus gewonnenen ebenso
erstaunlichen
fotografischen Gerät. Fortan wurde der Vater bei jeder sich
bietenden Gelegenheit zum "Lichtbildner" in schwarzweißem Sechs-mal-sechs. Unvergesslich
die zirkusreifen Flieg-Engelchen-Flieg-Einlagen mit der noch sehr jungen Schwester Angelika (sic!) als
Lieblingsmotiv, die, von der
offensichtlich beglückten Mutter in
schwindelnde Höhen geschmettert, vom fotovernarrten Vater
aus extremer Froschperspektive abgelichtet wurde. Bei Gelegenheit
erfuhr ich, ohne zu fragen, wie wichtig bei der Art
"Lichtbildnerei" kurze "Verschlusszeiten" seien
und wie das die Wahl der "Blende" bevormunde. Und dann die Sache
mit der "Tiefenschärfe"... Und die Sache mit dem richtigen Licht
(erschwerend: wo Licht ist, ist auch Schatten), und,
und... Vieles davon blieb sogar für immer hängen, aber den Wunsch, selbst zu
fotografischem Handwerkszeug zu greifen, löste das - bei dem Elfjährigen
- nicht aus.
Probieren geht über Studieren?
Auch offenbar später nicht, als ich in meiner
(inzwischen lebenslangen) experimentellen Phase begann, alles, was meine
Neugier auf Trab brachte, mittels Experiment ausgiebigst unter die Lupe zu
nehmen. Unter die Lupe? Irgendwann war, mit didaktischer Unterstützung
durch einen KOSMOS Optikus-Experimentierkasten (meine Eltern hatten ein
überaus talentiertes Händchen für pädogogisch wertvolles Spielzeug),
auch die "Lehre vom Licht" an der Reihe, und damit die Fotografie. Da blieb
es nicht beim Bikonvexen einer Lupe - es entstand zunächst eine Camera obscura,
dann sogar eine "richtige" Kamera mit Linsensystem. Im total
abgedunkelten Wohnzimmer Filmpapier eingelegt, auf dem Balkon der
Pappverschluss für einen gefühlsmäßig kurzen Moment von der Linse
genommen, im Rotlichtmilieu der zur Dunkelkammer mutierten Küche der
Film entpackt und in die etwas
streng riechende Entwicklerbrühe gelegt, und schon war es da: das
erste selbst aufgenommene Bild, das eigentlich die Ablichtung eines
bezaubernden Gartens hätte sein müssen. Was man da sah, war
eher schemenhaft, vor lauter
schwarzweißem Geschliere kaum definierbar, auf eine ganz andere als erwartete
Art be-zaubernd, aber immerhin im Bad fixierbar, also von
vorzeigbarer Nachhaltigkeit. Wenn auch dem halbwüchsigen Experimentator nicht die
Lust an der Fotografie vermittelnd.
Text und Bild - wie geht das zusammen?
Szenenwechsel. Fast fünfzehn Jahre später: erste
Anstellung als Redakteur in einem Verlag, der sich mit Kunst- und
Landschaftsbildbänden einen Namen machte, und mit vielem anderen mehr:
großformatigen Kalendern mit atemberaubenden Fotografien zum Beispiel
und einer ganzen Phalanx von (natürlich "reich bebilderten")
Zeitschriften, darunter die AGFA-Photoblätter. Ein Dorado für einen jungen Mann, der nach einem langen
Studium nun endlich textlich ans Werk gehen wollte. Das durfte, das
sollte er auch,
aber überall liefen ihm Bilder, zumeist schwarzweiße, aber auch farbige, durch den
journalistischen Alltag. Sie wollten "gesichtet", beurteilt, nach vielfältigen
Kriterien ausgewählt, bearbeitet, berechnet, beschnitten, ausschnittsvergrößert.... und, ganz am Ende, mitsamt den
selbstverfassten oder redigierten Texten zu einem anspruchsvollen Œuvre,
dem Bildband, zusammengefügt und "umbrochen" werden. Das
war nun ein völlig neuartiges und intensiveres Bekanntwerden mit der
Fotografie, ganz anders als durch Engelchen, Engelchen, flieg oder eine
obskure Kamera. Mit Begeisterung war ich nun beides: Text- und Bildredakteur,
lernte, dank namhafter und täglich präsenter Lehrmeister, in Windeseile alles, was man
zur Auswahl von guten Fotografien und zur ästhetischen und technischen
Gestaltung spektakulärer Bildbände brauchte. Irgendjemand legte mir dann
eine alte DACORA auf den Schreibtisch - denn das ging ja nun gar nicht:
ein Bildredakteur, der nicht selbst Bilder in die Welt zu setzen wusste.
Fortan fotografierte ich "so für mich hin": Kind und Kegel, Urlaub,
Schnappschüsse - und in besonders hellen Momenten schon ein bisschen Landschaft und Architektur.
Mit nicht gerade vorzeigenswerten Ergebnissen. Ein eher eunuchenhafter Bildredakteur,
dieser da: er weiß, wie's gemacht wird, aber er kann's nicht... Daran änderte
auch der Wechsel zu anderem Verlag und neuer Aufgabe rein gar nichts; im
Gegenteil, der
Möchtewohlgern-Bildredakteur war wieder zum reinen Textredakteur geworden.
Umwege vergrößern den Spannungsbogen oder:
Everything comes to the one who waits?
Es kam noch schlimmer, als ihn
ein Institut der Erwachsenenbildung heim(?) in die Wissenschaft holte,
mit der durchaus respektablen Aufgabe, sich um ein
bundesministerielles Forschungsprojekt zu "lernzielorientierten, programmierten und
zentralisierten Prüfungen" (samt einschlägigen Publikationen und ihrer
Verbreitung, versteht sich) zu kümmern. Das hörte sich zwar (ge)wichtig,
aber nicht einen Hauch nach Arbeit mit Bild und Text oder überhaupt nach Kreativität
an und motivierte schon gar nicht zu weiterem "fotografischen Schaffen". Einziger
stetiger Selbsttrost, man könne ja "jederzeit" in die Verlagslandschaft und zum
geliebten Journalismus zurückkehren;
Projekte pflegen nun mal endliche Laufzeiten zu haben. Endlich? Ganze 27 Jahre Laufzeit und
immer trostloser werdenden
Trostes wurden
daraus, bis - endlich - die Freiheitsstatue des Rentnerdaseins winkte.
Everything comes to the one who waits...
Bei genauerem Hinsehen
bündelten sich aber gerade
die "Entbehrungen" im eher drögen wissenschaftlichen und managementalen
Terrain zum kräftigen Motor für eine diesmal überzeugtere Beschäftigung mit der
Fotografie: Die gar nicht einmal schlechte DACORA fand recht bald in einer PRAKTIKA Nova einen freundlichen
Spiegelreflex-Kumpanen. Wechselobjektive gesellten sich hinzu: Weitwinkel,
Tele, dazu Converter, Zwischenringe, sogar ein Kameraschlitten für die Makrofotografie. Wenn mir der Beruf und die
vielen (dienstlichen) Reisen und Auslandsaufenthalte Zeit ließen, fotografierte ich wieder,
zielstrebiger, theorieunterfütterter, passionierter als zuvor und: mit besserer Ausrüstung. Irgendwann nahm eine zweite
PRAKTIKA in der Fototasche Platz, um die wiederkehrende Schrauberei mit
den Objektiven loszuwerden. Doch: Wirkliche Zufriedenheit mit den
Ergebnissen - inzwischen wurde farbfotografiert - sah anders
aus. Zu unbefriedigend, zu schwankend gerade auch die farbigen Resultate.
Hatte Walter Boje, guter Bekannter aus Verlagszeiten, in seinem wunderschönen
gleichnamigen Büchlein
nicht von "Mut zur Farbe" gesprochen? Wie wenig solcher Mut doch
belohnt
wurde!
Das änderte sich - zu meiner großen Enttäuschung -
selbst mit der Anschaffung einer MINOLTA 505SIsuper nicht gerade bahnbrechend. Auch hier wieder neue,
recht lichtstarke
Objektive, diesmal mit dem umgänglicheren α-Bajonett-Verschluss: MINOLTA AF 50 mm 1:1.4,
SOLIGOR AF Zoom 28-105 mm 1:2.8-3.8 und SOLIGOR Zoom AF 70-210 mm
1:2.8-4. Allein die Automatisierung der Belichtung und der
Fokussierung vereinfachte und verbesserte schon vieles, aber
Durchbruch hatte ein anderes Gesicht. Die von den Labors gelieferten Resultate
wurden, dem Massengeschäft mit farbigen Bildabzügen und dem Preisdruck
geschuldet, immer fragwürdiger und enttäuschender. Den Beweis, dass es, wenn überhaupt,
nicht nur am Fotografen lag, wenn Bilder farblich "völlig daneben"
lagen,
lieferte immer aufs neue das zeitweilige Umsteigen auf Diapositive - aber wer wollte
schon zum Betrachten seiner Bilder mit der Leinwand durchs Wohnzimmer
ziehen? Und war das unikatäre Dia bei all seinen Vorzügen
(Kontrastumfang...) denn
wirklich eine ultimative Lösung? Meine Fotografie begann erneut immer mutloser
dahinzudümpeln...
Wer glaubt denn schon sowas?
Dass sich mit der Digitalisierung der Fotografie
gegen Ende des letzten Jahrhunderts, mit dem Aufkommen von
Digitalkameras die Welt der Fotografie (ver)ändern würde, sprengte auch
meine Vorstellungen nicht. Dass der analogen Fotografie aber längst das
Totenglöcklein geläutet habe - wer glaubt denn schon sowas? Einen Tick
zu ideal zeichneten sich mir die Vorteile der Digitalfotografie ab: kein (guter
oder schlechter) Film mehr mit seiner Endlichkeit an Einzelaufnahmen,
keine (vom Fotografen meist nicht beeinflussbaren) chemischen Prozesse
mehr, kein
banges Warten mehr auf das fotografische Ergebnis, keine Nachbearbeitung
mehr in stinkender Dunkelkammer usf. Das alles war "kaum zu glauben, um wahr zu sein".
Erst nach langer Skepsis und zugleich gründlicher
Umschau entschied ich mich, es ebenfalls digital zu versuchen: mit einer
SONY DSC-R1, einem sehr bewussten Kompromiss zwischen Kompakt- und
Spiegelreflexkamera. Dass eine Bridgekamera wie die R1 über ein nicht
auswechselbares Objektiv - ZEISS Vario-Sonnar (1:2.8-4.8 14.3-71.5
mm digital) - verfügte, störte mich angesichts meiner damaligen
fotografischen Vorlieben und Usancen so gut wie gar nicht. Störend eher
der nun häufige Wechsel zwischen digital und analog, manchmal im fliegenden
Galopp, von dem ich rasch wusste, dass er tunlichst kein Dauerzustand sein konnte.
Früher als beabsichtigt harrten dann die analogen Utensilien plötzlich in einem
Schuhkarton auf das Happy End einer Wiederverwendung.
Die R1 hat meine Fotografie nicht nur beflügelt,
sondern zu einem Teil von mir gemacht, den ich aus meinem fotografischen Leben nicht
mehr wegzudenken vermag. Ein (selbstverständlich digitales) Bildarchiv
mit inzwischen einigen tausend Fotografien aus nicht einmal fünf Jahren
legt beredtes Zeugnis davon ab. Dabei gehöre ich nicht zu den "ständig
aufnahmebereiten" Fotografen, die den lieben langen Tag ihre Kamera
mit sich herumschleppen, stets auf der Jagd nach "Motiven" oder einem
genialen Schnappschuss. "Schnappschüsse" (mal hier, mal dort, mal dies,
mal das) liegen mir nicht; sie entsprechen nicht meiner Wesensart. Meine
Fotografie verfolgt eine eher planerische Linie. Meine Motivsuche und
-auswahl ist fast immer von Themen beseelt. Auf sie konzentriere ich Aufmerksamkeit und Kreativität,
so dass fotografische "Unternehmungen", ob es sich nun um das Porträt
einer Stadt, einer Landschaft oder um die fotografische Beschreibung
eines Gartens oder eines Lebensraums handelt, fast immer von eng umrissenen thematischen
Absichten gelenkt sind. In der Regel gehen ihnen umfangreiche Recherchen -
Vorrecherchen, wie ich sie nenne - voraus. Ich weiß also recht präzise, was ich fotografieren will und werde. Mag das auch ein
wenig bürokratisch klingen - ich verfüge über genügend Fantasie und
Kreativität, um innerhalb des planerischen Rahmens auch meiner
Spontaneität die Sporen geben zu können. In der Regel entstehen zu einem
Thema Fotoserien aus ein paar hundert Einzelbildern, die, nach digitaler
Nachbearbeitung (dazu kommen wir noch), zumeist einer peniblen
inhaltlichen Recherche - der Nachrecherche - unterzogen werden, um sie
dann, mit sachgerechter, sehr gewollt aber subjektiv getönter, möglichst
über den Duktus einer Bildunterschrift hinausgehender Betextung, zu einem Kalender, einem Fotobuch
oder einer "Ausstellung" auf dieser Website zu gestalten.
Happy ohne Ende?
Freunde der Fotografie mag es freuen, wieder einmal
jemanden für diese "allerschönste Beschäftigung der Welt"
gewonnen zu
haben. Noch jemanden, der - sich und anderen - Bilder von dieser Welt
macht, sie mit einiger Freude über das Geschaffene vorzeigt oder
enttäuscht von der Festplatte verstößt. Das scheint mir trotz - oder gerade wegen -
der hier beschriebenen Umwege und Rückschläge soetwas wie ein Happy End
zu sein.
Erinnern Sie sich noch an das Analoge,
das, plötzlich verachtet und vom Licht der Welt ausgeschlossen, in einem
schnöden Schuhkarton zu vermeintlich ewiger Ruhe gebettet worden war? Auch hier frohe Kunde, mit dem Zeug zum
glücklichen Ende: Zwar feierte nicht der komplette Inhalt des
Schuhkartons Auferstehung, schon gar nicht die analoge Fotografie an
sich, wohl aber alles α-Bajonetthafte in ihm, mithin alle schon
beschriebenen Objektive - nebst Zwischenringen (für die Makrofotografie) und
einem großen Sortiment aufschraubbarer Filter. 2013 hatte SONY eine SLT-α58 auf den Markt
geschickt. Mit α-mount-Objektiven! Eine
umfangreiche Korrespondenz mit den SONY-Ingenieuren ließ die
Verwendbarkeit der bereits beerdigten Objektive als mehr als nur möglich
erscheinen.
Damit nicht genug: ein simpler Adapter eröffnete sogar dem
hervorragenden Automatik-Blitzer der analogen
505SIsuper, einem MINOLTA 5600HS mit Leitzahl 56, neue Perspektiven. Es gab
deshalb keinen Grund, die Kamera nicht zu kaufen. Die jetzt schon mehrjährigen Erfahrungen mit der SLT sind, von wenigen Kleinigkeiten
abgesehen, ganz hervorragend.
DSC-R1 und SLT-α58 verwende ich inzwischen
arbeitsteilig und in friedlicher Koexistenz: die R1 als "Basiskamera",
die SLT mit SOLIGOR 70-210 mm für den "mittleren" Telebereich, auch wenn
die gegenüber der R1 doppelt so hohe Auflösung des α-58-Sensors (ca. 20
Millionen gegenüber ca. 10 Millionen Pixeln) dazu ermuntert,
ausschließlich die SLT-α58 mit der Situation angemessenen
Wechselobjektiven einzusetzen. Im Moment bleibe ich bei dem gewählten
Verfahren: Der Fotorucksack toleriert beide Kameras (und noch einiges
mehr), der Fotograf, der dadurch (fast) immer die richtige schussbereite
Kamera zur Hand hat, allemal. Und überhaupt: man benötigt nicht zwangsläufig 20
Mio. Pixel, um schöne Aufnahmen zu machen! Im übrigen ist die R1 zu gut,
als dass man sie ersetzen sollte und könnte.
Reparaturwerkstatt oder Abenteuerspielplatz. Oder
beides?
In analogen Zeiten war das Wirkungsspektrum des
Fotografen mit der Abgabe des Films beim Fotohändler so gut wie
erschöpft.
Nicht gleich nachschauen zu können, was man fotografisch
angerichtet hatte, stellte die Geduld auf eine hohe Probe.
(Nach)bearbeitung der Fotos - spätestens seit Farbfotografiezeiten
stand dem nichtprofessionellen Fotografen in der Regel kein eigenes Labor
("Dunkelkammer") mehr zur Verfügung,
in dem man solches hätte bewerkstelligen können. Welche Wandlung sich in digitalen Zeiten vollzogen hat, welche
Möglichkeiten sich heute auch dem durchschnittlichsten Fotografen
eröffnen, ist kaum ohne Enthusiasmus zu beschreiben.
Bildbearbeitung - es fängt ja schon ein Stück weit
vorher an. In welchem Format - RAW, JPEG... - speichert eine Kamera die
Bilder ab? Weil das maßgebend für die Möglichkeiten einer weiteren
Bearbeitung der Bilder sein kann. Der digitale Fotograf tut gut daran,
sich aufgrund zahlreicher Versuche seinen persönlichen Workflow, also eine ganz persönliche Vorgehensweise, bei der Bildbehandlung zu
erarbeiten.
Dabei geht es mit Hilfe einer Vielzahl von PC-Programmen nicht nur
darum, in einer Art Reparaturwerkstatt Fehler des Fotografen oder Unzulänglichkeiten der fotografischen Gerätschaft zu mildern oder
auszubügeln, sondern sich - auf einem deutlich höheren Niveau - dem Abenteuer
einer vielleicht mit "kunsthandwerklich" zu umschreibenden, wenn nicht
sogar genuin künstlerischen Bearbeitung anzuvertrauen. "Er will ja
nur spielen..."
Während meiner ersten digitalen Gehversuche mit der
R1 lief mir recht schnell ein Programm über den Weg, das inzwischen
zu einem der
Mittelpunkte meiner fotografischen Arbeit, natürlich auch mit der SLT-α58, geworden ist: das
DxO Optics Pro (jetzt: DxO PhotoLab), in das weitere Bearbeitungsprogramme,
die auch stand-alone existieren, eingebettet sind: DxO View Point
(für geometrische Korrekturen und Bokeh) und - wenn auch von mir
nur sporadisch genutzt - DxO Film Pack (zur nachträglichen Simulation von Features alter
Farbfilme bzw. der Umwandlung von Farbe in Schwarzweiß). Obgleich DxO PhotoLab obligatorischer Bestandteil aller meiner Bearbeitungen und damit auch meines
persönlichen Foto-Workflow geworden ist, drängt sich in letzter Zeit
immer mehr ein neues Bearbeitungsprogramm in den Vordergrund: das gerade
erschienene Luminar 3. Die Erfahrungen damit sind bislang ganz
hervorragend, zumal - im Gegensatz zu DxO PhotoLab - auch das
RAW-Format der R1 gelesen werden kann. Mal sehen, wie sich Luminar weiterentwickelt.
Es würde den Rahmen einer
persönlichen Vorstellung sprengen,
alle von mir derzeit zur Verwendung kommenden PC-Programme ausführlich
samt Indikation ihrer Anwendung zu erläutern. Ein Teil der Software
steht ohnehin
auf einer Art experimentellem Prüfstand, ein anderer ist eher gelegentlich
frequentierten Spezialanwendungen vorbehalten. In der folgenden Tabelle
sind die Namen aller routinemäßig angewandten EDV-Programme fett
gedruckt, die anderen in Normalschrift ausgeführt. Bei der Auswahl
hilft inzwischen ein eigens geschaffener
"Bearbeitungs-Pfadfinder".
Für meine Fotografie routinemäßig
verwendete Software
(Stand: 26. September 2024)
Software
|
Quelle
|
Anwendung
|
Freeware/Lizenz
|
URL
|
ACDSee Gemstone Photo Editor 12.1 |
ACD Systems International Inc |
Bildausarbeitung und -korrektur |
Lizenzgebühr |
https://www.acdsee.com/ |
ACDSee Photo Studio Ultimate 17.1.1 |
ACD Systems International Inc |
Bildmanagement, Bildausarbeitung und
-korrektur |
Lizenzgebühr |
https://www.acdsee.com/ |
Affinity Photo 2.5.5 |
Serif (Europe) Ltd |
Bildmanagement, Bildausarbeitung und
-korrektur |
Lizenzgebühr |
https://affinity.serif.com/de/ |
Affinity Designer 1.10.6 |
Serif (Europe) Ltd |
Bildmanagement, Design |
Lizenzgebühr |
https://affinity.serif.com/de/ |
Affinity Publisher 1.10.6 |
Serif (Europe) Ltd |
Bildmanagement, DTP |
Lizenzgebühr |
https://affinity.serif.com/de/ |
AKVIS
Artifact Remover AI 3.0 |
AKVIS |
Beseitigung von jpeg-Artefakten, Schärfen |
Lizenzgebühr |
https://akvis.com/de/artifact-remover |
Aurora
HDR 1.0 |
Skylum Corp |
HDR-Ausarbeitung |
Lizenzgebühr |
skylum.com/de |
Blow Up 3 |
Exposure Software |
Bildvergrößerung |
Lizenzgebühr |
https://exposure.software |
Darktable 4.6.1 |
Darktable Organisation |
allgemeines Bild-Management, Bildausarbeitung |
Freeware |
www.darktable.org |
DENOISE Projects 4 |
Franzis Verlag |
Entrauschen von Bildern |
Lizenzgebühr |
www.franzis.de |
DxO Nik
Collection 7.0.3 |
DxO Image Science |
kreative Bildkonversionen, Spezialeffekte |
Lizenzgebühr |
www.dxo.com/de/intl/ |
DxO
Photolab Elite 8.0.0 |
DxO Image Science |
(kamerabezogene)
Bildausarbeitung und
-korrektur |
Lizenzgebühr |
www.dxo.com/de/intl/ |
DxO Pure Raw 4.4 |
DxO Image Science |
Entrauschen, Demosaikieren von RAW-Aufnahmen |
Lizenzgebühr |
www.dxo.com/de/intl/ |
DxO View Point 4.19 |
DxO Image Science |
geometrische Korrekturen, Bokeh-Bearbeitung |
Lizenzgebühr |
www.dxo.com/de/intl/
|
DxO Film Pack 7.9 |
DxO Image Science |
Korrekturen der Bildwirkung durch
Filmsimulation |
Lizenzgebühr
|
www.dxo.com/de/intl/ |
Exposure X7 7.2.0 |
Exposure Software |
Bildausarbeitung und
-korrektur |
Lizenzgebühr |
https://exposure.software |
FastStone Image Viewer 7.8 |
FastStone Soft |
allgemeines Bild-Management, Bildausarbeitung |
Freeware |
www.faststone.org |
FotoSketcher 3.9 |
David Thoiron |
Bildausarbeitung und kreative Bildkonversionen
|
Freeware
|
www.fotosketcher.com |
GIMP
2.10.36 |
Free Software
Foundation |
allgemeines Bild-Management, Bildausarbeitung |
Freeware |
www.gimp.org/ |
HDR
Darkroom 6.1.0 |
Everimaging Ltd |
HDR-Ausarbeitung |
Lizenzgebühr
|
www.everimaging.com/ |
HDR
Projects Darkroom 2.26 |
Franzis Verlag |
HDR-Ausarbeitung |
Lizenzgebühr
|
www.franzis.de/hdr-projects-darkroom |
HDR Projects Platin 1.2.3 |
Franzis Verlag |
HDR-Ausarbeitung |
Lizenzgebühr |
www.franzis.de |
HDR Projects Professional 1.25 |
Franzis Verlag |
HDR-Ausarbeitung |
Lizenzgebühr |
www.franzis.de |
IrfanView 4.62 |
Irfan Skiljan |
allgemeines Bild-Management |
Freeware |
www.irfanview.com |
Luminar 4.3.4 |
Skylum Corp |
Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung,
Bild-Management |
Lizenzgebühr |
skylum.com/de |
Luminar AI 1.5.5 |
Skylum Corp |
Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung,
Bild-Management (KI-basiert) |
Lizenzgebühr |
skylum.com/de |
Luminar Neo 1.20.1 |
Skylum Corp |
Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung,
Bild-Management (KI-basiert) |
Lizenzgebühr |
skylum.com/de |
Machinery HDR 3.0.54 |
Machinery HDR Software |
HDR-Ausarbeitung |
Lizenzgebühr |
<
www.machineryhdr.com |
Machinery Explorer 2.2 |
Machinery HDR Software |
Bild-Management zu Machinery HDR |
Freeware |
www.machineryhdr.com |
ON1
Photo RAW 16.5.1 |
ON1 |
Bildoptimierung, Retusche, geometr. Bearbeitung,
Bild-Management |
Lizenzgebühr |
www.on1.com |
Paint.NET
4.2.16 |
Paint.NET
|
Bildausarbeitung und -korrektur
|
Freeware
|
www.getpaint.net
|
Photo Scape 3.7 |
Mooi Tech |
Bildausarbeitung und -korrektur, Spezialeffekte, Animationen |
Freeware |
www.photoscape.org/ |
Photo
Zoom Classic 4.1.4 |
Ben Vista
|
Qualitätsverbesserung bei Bildvergrößerung
|
Lizenzgebühr |
www.benvista.com
|
Raw Therapee 5.10 |
The RawTherapee Team |
RAW-Entwicklung und Bild-Management |
Freeware |
https://rawtherapee.com/ |
Sharpen Projects 3.31 |
Franzis Verlag |
Schärfen |
Lizenzgebühr |
www.franzis.de |
Snap Art 4 |
Exposure Software |
Spezialeffekte, Bildverwandlung,
"Virtualisierung" |
Lizenzgebühr |
https://exposure.software |
Video Vision 15.3.01 |
Aquasoft |
Bild-Präsentationen als Video |
Lizenzgebühr |
www.aquasoft.de |
Zoom#1 professional |
Ashampoo |
Skalierung |
Lizenzgebühr |
shop.ashampoo.com |
Der Weg ist das Ziel?
Selbstverständlich verfolge ich wie jeder Fotograf Ziele. Im Moment habe ich
mich, wie oben angedeutet, der Reise-, Architektur- und Landschafts-Fotografie verschrieben
und fokussiere meine Aktivitäten auf Bildserien, die sich zu Bildbüchern oder auch zu Kalendern
(ein halbes Dutzend ist bereits erschienen) "verarbeiten" lassen. Dabei spielen immer auch Texte -
z. B. solche, die (kunst)historische oder geografische Bezüge herstellen - eine den
Bildern zugeordnete Rolle, ohne lediglich Bildunterschriften sein zu
sollen. Zwei
Bildbände im A4quer-Format - einer über Hallstatt, ein anderer über
St. Bartholomä am Königssee - haben bereits "im Selbstverlag" das Licht
der Welt erblickt. Beim ersten Draufschauen folgen sie einem sehr
ähnlichen gestalterischen Duktus; bei genauerem
Hinsehen offenbart sich gleichwohl ein ganz unterschiedlicher Umgang mit der
Formatierung der einzelnen Abbildungen (im zweiten Band finden sich
vergleichsweise weniger, dafür aber großformatigere Bilder) ebenso wie
mit allgemeineren
Gestaltungsmerkmalen. Was nichts anderes bedeutet, als dass ich mich
weiter vortaste.
Bei
allem
Experimentieren ist immer der Weg das Ziel: die Freude am
kreativen Schaffen und ästhetischen Ausloten. Dass der Autor eines Bildbandes für Bild und Text und(!)
für Konzeption und Gestaltung die
Verantwortung übernimmt, war für mich ein Novum. Wie lange meine Affinität zu Landschafts-, Städte- und
Architektur-Fotografie anhält, ob meine Fotografie - ergänzend dazu
oder nicht - irgendwann zu neuen Ufern drängt, vermag ich nicht
vorauszusagen.
Unstrittig, dass
Fotografie stets auch mit Dazulernen einhergeht,
ob es sich nun um das fotografische Hand(!)werk
an sich oder den Umgang mit
Editoren handelt. Derzeit
kreist mein Lernen um Probleme der Farbenlehre
und -theorie, um hohen
Dynamikumfang (HDR = high dynamic
range), um Bokeh und um anderes mehr. Mal sehen, welche
Begehrlichkeiten noch kommen...
Ach ja, seit August 2017
ergänzt ein - im wahrsten Sinne des Wortes - gewichtiges TAMRON 150-600 mm (digital) mit Lichtstärke
1:5-6.3 das
Objektiv-Sortiment, was sicherlich zur Erweiterung des fotografischen
Horizonts, vielleicht sogar der fotografischen Thematik, beitragen wird.
Das Jahr 2018 begann nicht
nur mit dem schon üblichen und bei Freunden offenbar recht geschätzten
Fotokalender, diesmal mit dem - hoffentlich nicht zu viel versprechenden Titel "Auf der Suche nach der verlorenen Stille" (Dank an
dieser Stelle an Marcel Proust...),
sondern auch mit einer
Buchneuerscheinung mit dem Titel "Goldene Ramsau" mit 120
Farbfotografien aus dem Bergsteigerdorf Ramsau und seiner faszinierenden
Umgebung:
2018 lag ein Schwerpunkt
meiner Bemühungen, um eine Vielzahl von Techniken bei z. B.
unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen, zu erproben, auf der
Fotografie von Blüten des eigenen Gartens - ein Projekt, dem ich den
Namen "Blüten-Zauber - Zauber-Blüten" gab, was wohl genügend signalisiert, dass
es mir dabei nicht in erster Linie um einen rein botanischen Ansatz
("Abfotografieren" bzw. Dokumentieren) geht, sondern mehr um eine
fotografisch-künstlerische Bearbeitung des Phänomens Blüte und des
Zaubers, der von Blüten ausgeht. Einige hundert Aufnahmen nahmen den Weg
auf die Festplatte, von denen mir eine kleine Auswahl ansehnlich genug
für die Veröffentlichung in einem Kalender für 2019 erschien:
Das Projekt werde ich
zumindest noch 2019 fortsetzen. Mal sehen, welche Ergebnisse am Ende
stehen werden, vor allem, welche Lernerfolge und - hoffentlich! -
Fortschritte ich für mich erziele.
Ein weiterer Kalender für
2019 reflektiert eine recht kurze, aber fotografisch um so
intensivere Reise im Frühjahr 2018 in das Elsass. Auch hier wieder,
trotz des nicht immer fotoaffinen Wetters, einige hundert Fotografien
aus vier malerischen elsässischen Orten, die meisten und wohl auch
gelungensten aus dem faszinierenden Riquewihr:
15 Jahre? Ist ja unglaublich...
Und dann fiel mir
schlagartig ein: Ziemlich genau 15 Jahre ist es her, dass ich meine
erste Digitalkamera in Betrieb genommen habe. Zeit für eine
Bestandsaufnahme? Innerhalb relativ kurzer Zeit entstand dieser
umfangschwere Bildband:
Dem Blick zurück war sehr
viel Nachdenklichkeit vorausgegangen: Sollte meine Fotografie auch in
Zukunft so stark thematisch verankert sein oder sich - eventuell nur
ergänzend, vielleicht aber auch wesentlich stärker - themenungebundenen
Einzelmotiven widmen? Welche Kompromisse lassen sich schließen? Auf
welche Weise erzielt man die meisten und vor allem die besten
fotografischen Fortschritte? Was lässt der Kreativität den größeren
Spielraum? "Da mach ich mir ein Bild" ist der Beginn, die stringente
thematische Bezogenheit meiner bisherigen Fotografie aufzulockern,
kontextualisiert doch der Bildband die darin gezeigten Fotografien in
gleich zwölf Themenfeldern (die ich aus mehr als 25 ausgewählt hatte).
Ich glaube, eine Art Anfang ist gemacht. Oder wie Politiker sagen würden:
der
Schritt in die richtige Richtung.
Herbst oder Stille - oder
beides?
2018 hatten Vorarbeiten zu einem Bildband mit dem Titel "Auf der Suche nach der
verlorenen Stille" begonnen; unter demselben Titel war Anfang des Jahres schon
ein Kalender erschienen (siehe oben). Die Konzeption eines
"ausgewachsenen" Bildbandes zu einem auch fotografisch nicht ganz
einfach umzusetzenden Thema,
selbstverständlich mit profunden Texten versehen und in adäquat
aufwendiger Gestaltung, riefen in mir, obwohl das vorhandene
Bildmaterial zu diesem Thema eine Publikation eher herausfordert, von
Anfang an Widersprüche hervor, die die Planungsarbeit
geradezu blockierten.
Dabei
drängte sich zunehmend eine etwas andere thematische Konzeption ins
Blickfeld, die aus der nicht ganz zufälligen "Herbst-Lastigkeit" meiner
Bilder, meinen fotografischen Fortschritten und neuen fotografischen
Ansprüchen und Möglichkeiten herrührten. Fast von heut auf morgen und
eigentlich ganz ungeplant entstand 2019 ein kleiner Band mit dem
Titel "HerbstLicht", der herbstliche Fotografie mit ihrem Mut
zur Farbe mit Gedichten und Gedanken synästhetisch
verbinden soll:
Und natürlich gab es auch
für das Jahr 2020 einen Kalender, diesmal mit dem Titel "Auf dem Gipfel
- Zugspitz-Impressionen". Wenn auch nur im sparsamen A4-Format (was
nachträglich als Fehlentscheidung empfunden worden ist):
Allerdings macht sich inzwischen bei jeder
neuen Kalender-Produktion ein leichtes Müdigkeitsgefühl breit. Nicht
dass es an Themen, Ideen oder gar Bildern mangelte - ärgerlich macht die
einfallslose, oft hässliche und obendrein praxisfremde Auswahl an
Kalendarien, auf die man bei der Kalendergestaltung zurückzugreifen
gezwungen ist. Sicherlich würde man in Zukunft vom Kalendermachen
Abstand nehmen, gäbe es da die Freunde nicht, die alljährlich auf den
neuen Kalender warten (hoffentlich!).
Der Fotograf mit der Maske?
Und dann ereilte uns alle
- wie aus dem Nichts - Corona und veränderte innerhalb weniger Wochen
die Welt, Fotografen natürlich eingeschlossen. "Eingeschlossen"? Ja, so
ähnlich jedenfalls fühlte man sich. Und: Frosch mit Maske - das mag ja
noch spannend sein, aber Fotograf mit Maske? Covid-19 zauberte indessen auch wertvolle
Besinnung zurück, darauf, wie weit die eigene Fotografie wohl gediehen
sei und wo sie noch hinführen mag oder sich entwickeln sollte. Besinnung auch darüber, was
Fotografie eigentlich ist. Aus meiner Sicht ein Dreiklang aus Prävisualisierung
(Intention/Komposition/Gestaltung einer Vision), optisch-elektronisch-mechanischer
Realisation (Kamera) und finaler Visualisierung (Ausarbeitung
des Bildes)? Fehlt einer dieser "Töne", so mein Credo, oder wird er nicht sauber, nicht
rein genug "gespielt", so entsteht kein Dreiklang mehr. Bild und/oder Fotograf gelangen
dann zu keiner
Harmonie... Der Fotograf sieht sich mit einem misslungenen Abbild seiner
Intention konfrontiert... An gedanklichen Ansätzen wie diesen möchte ich
auch in Zukunft (weiter)arbeiten, um sie zu verfeinern und die eigene
"dreiklangliche" Fotografie zu verbessern. Schon jetzt dient der
Dreiklang mir als Leitlinie fotografischen Handelns.
Eine der
(Wieder)entdeckungen dieser virusumwitterten Tage:
Schwarzweiß-Fotografie. Oder sagen wir besser: Monochromie. Die
Beschäftigung mit Silver Efex aus der Nik-Collection "verführte"
zunächst dazu, immer mehr meiner vorhandenen Bilder auf ihr monochromes Potential
hin "abzuklopfen". Die Ergebnisse waren ebenso verblüffend wie
vielversprechend. Inzwischen versuche ich fast täglich, Motive zu
prävisualisieren, die monochrom ansprechendere Ergebnisse versprechen als in
Farbe, und ich bin froh darüber, dass das immer wieder und immer besser
gelingt. Den "Mut zur Farbe" (keine Angst, lieber Walter
Boje!) werde ich darüber nicht
verlieren...
Medial verzückt?
Erinnern Sie sich noch an die gefühlt
endlosen Dia-Vorträge vergangener Tage: glitzernde Leinwand,
abgedunkelter Raum, erregt raunendes Publikum mit (hin und wieder
umpurzelnden) Rotweingläsern (kann auch teppichverträglicherer Weißwein
gewesen sein), die sonore Stimme des zum Moderator mutierten Fotografen,
gelegentliche Einschlafattacken usw. Freunde haben mich gefragt, warum
ich denn so wenige meiner vielen Fotografien auf meiner Webseite
präsentiere. Antwort: weil ich immer noch nach einer idealen,
gleichzeitig HTML-verträglichen Präsentationsform suche. Da fielen mir
die Dia-Shows von gestern ein und welche medialen Möglichkeiten sich
einer solchen Präsentation heutzutage eröffnen. Gedacht - gemacht.
Programme für moderne "Dia-Shows" gibt es einige, mit verblüffenden
medialen Effekten, einzuspielender Hintergrundmusik, selbstgesprochenen
Kommentaren und allem Schmirgel und Putz. Gut, nicht ganz einfach, an
der Timeline den Überblick zu behalten. Aber am Ende ist man dann doch
stolz auf seine gerade produzierte MP4-Datei. Selbst eine DVD kann man
im Rahmen des Programms brennen (die Freunde sich willig schenken
lassen). Eine den Corona-Wirren verdankte Version, sozusagen der erste
Versuch eigener medialer Verzückung, mit Einblicken in die eigene
Blüten-Fotografie liegt seit März 2020 vor: "Blüten zum Träumen", die
Sie unter "Blütenzauber - Zauberblüten" mit geringen Adaptationen auch
bei den Portfolios auf dieser Website finden.
Und nun doch die "verlorene
Stille"?
"Verloren" schon, aber
"vergessen" worden war sie ja nie, auch als fotografisches Projekt in
Buchform nicht: die Stille. Angesichts so vielschichtiger Überlegungen,
angesichts so umfangreicher Vorarbeit mussten die weiter oben
geschilderten Vorbehalte ja eines Tages überwunden sein. Ende November
2020 lag es dann vor mir: das neue Fotobuch mit dem Titel "Auf der Suche
nach der verlorenen Stille".
Und selbstverständlich
kommen auch die Kalender-Fans zu ihrem Recht, für das Jahr 2021 sogar
zweimal:
Mal sehen, wie die
Resonanz bei den zu Weihnachten damit Beschenkten ausfällt... Selten,
dass mir eigene Produkte von Anfang an gefallen; diesmal ist das
merkwürdigerweise so.
Heute gekaufter Himmel - morgen gekaufte Augen?
Wer es mit dem
"Bearbeiten" (ich nenne das inzwischen aus gutem Grund lieber "Ausarbeiten" oder,
etwas hochtrabig, "finale
Visualisierung") seiner Bilder ernst meint, komme an ADOBEs Photoshop und
Lightroom auf Dauer nicht vorbei, trotz des erzwungenen und sündhaft teuren
Abonnements, sagte mir mal jemand, der es durchaus wissen musste. Ich
habe das immer ein bisschen bezweifelt und bin mit anderen, gekauften
Programmen ganz gut gefahren (siehe auch oben). Alle Editoren,
gekaufte wie gemietete, haben ihre Meriten und ihre Macken. Was dazu
geführt hat, dass ich derzeit
drei verschiedene Programme (LUMINAR4, DxOPhotoLab4 und ExposureX7) zum
Ausarbeiten meiner RAW-Bilder bemühe. Für darüber hinausgehende
Ansprüche bis zum DTP verwende ich die Affinity-Serie (Affinity Photo,
Affinity Designer und Affinity Publisher). Dabei schien mir zeitweilig
LUMINAR4 von SKYLUM allein schon seligmachend zu sein. Es akzeptiert beide von
mir verwendeten RAW-Formate, ist weitgehend intuitiv zu bedienen, hat einige
hochinteressante Features und erfüllt nahezu alle meine
Qualitätsansprüche. Doch dann kam die Firma SKYLUM auf die Idee, sich fortan mit
einem komplett neuen Programmkonzept, LUMINAR AI, ganz der künstlichen
Intelligenz (KI) an den Hals zu werfen und das bisherige LUMINAR4
eventuell aufs Abstellgleis zu
schicken - dazu, wie immer, seine treuesten Benutzer gleich mit. Die wohl
recht kurzatmige Verkaufsstrategie, die
dahinter steckt, ist für SKYLUM übrigens nicht ganz untypisch; zumindest die
Ruine AURORA (von 2019!) ziert immer noch für jedermann sichtbar und
updatefrei die Angebotsliste. Immerhin lieferte SKYLUM im Mai 2022 nach
langem "Schweigen" wieder ein Update für LUMINAR4, was beifallumrauschte
Hoffnungen weckt!
Übrigens, nichts gegen KI! Viele, vor
allem Basis-Korrekturen bewältigt KI sehr gut, zumal man ja in der Regel
manuell, d. h. "subjektivierend", eingreifen kann, wenn einem gegen den
Strich geht, was KI gerade mal "denkt", "vorschlägt" und "macht". Und
Zeit wird auch hin und wieder eingespart. Aber was SKYLUM dann mittels
KI ("Der erste Bildeditor, der vollständig auf künstlicher Intelligenz
beruht") anbietet, raubt mir doch ein wenig den Atem: Endlich kann ich
den stinklangweiligen Novembermorgenhimmel über Kleinkleckersdorf an der
Laber "benutzerdefiniert"(?) durch die "Perfect Fluffy Clouds" von Team
Skylum oder die "Last Lights of Manila" von Sherwin Magsino ersetzen.
Die Angebote von Himmel- und Sternschnuppen-Bundles auf SKYLUMs
Marketplace nehmen inzwischen schier kein Ende. Muss also ein tolles
Geschäft sein, den Himmel zu faken. Nachdem der Atem mich wiederhat:
Warum fotografiere ich dann überhaupt (noch) selbst? Wenn ich schon alle
brillanten Himmel, Mond- und Sonnenuntergänge dieser Welt kaufen (und
"rückstandsfrei" installieren) kann, und dann noch zu solchen Preisen! -
warum dann nicht gleich die komplette Kleinkleckersdorf-Ansicht kaufen,
wenn ich offensichtlich sowieso zu blöd oder zu faul oder zu
lernunwillig bin, selbst gute Bilder zu fotografieren? Nur um mir mit KI
die Zeit zu vertreiben? Oder mich mit fremden Federn zu schmücken,
vielleicht sogar (mich und andere) zu betrügen?
Wie steht es
dann überhaupt mit der Bildurheberschaft; gibt es in Zukunft vielleicht
derer gleich mehrere pro Bild? Wie zeigt man das an, oder lieber nicht?
Und die ganz spannende Frage: Was mag SKYLUM KI-orientiert
als Nächstes aushecken? Ich jedenfalls empfehle dem geschäftstüchtigen
Fotografie-Beerdigungsunternehmen eine Kollektion von noch
größerer Angebotsbreite als beim Himmel: Augen! Sie haben richtig
gelesen: Augen! Augen sind mindestens so mühsam zu fotografieren wie
Himmel und Sternschnuppen und misslingen genauso oft (zum Teil wohl
auch, weil eben nicht alle Augen schön sind...). Wie wär's also mit
einem Mona-Lisa-Eyes- und einem Marilyn-Monroe-Eyes Bundle? Das wäre doch
mal ein mega kunstintegrierender Start in die Schöne-Augen-Welt, und nicht einfach "Iris AI" wie
jetzt noch! Gekaufte Augen ohne Ende - das
hat so manchem Porträt-Fotografen gerade noch gefehlt! Und meiner Frau,
den Enkelkindern und der Hauskatze auch, deren fotografierte Augen fortan Gefahr
laufen, beim Eye-Replacement-Tool AI unter die Räder zu geraten...
Ich hatte diese kritischen Worte kaum
geschrieben, da kündigt SKYLUM ein LUMINAR Neo
an, das im Winter 2021/22 erscheinen soll. Der Name sagt alles. Schon wieder etwas Neues.
Immer dann, wenn man mit dem Bisherigen nicht so recht zu Rande kommt,
d. h. die Richtung ändern möchte oder muss? Und das alles auf Kosten und
zu Lasten der
Kunden? Könnte so sein, aber ein zeitnah veröffentlichter Vergleich der
drei LUMINAR-Spielarten (LUMINAR 4, LUMINAR AI und LUMINAR Neo) zeigt
erstaunlich offen und detailliert, wohin die Reise gehen soll.
Man wird sehen...
Das Unbunte suchen und verstehen
lernen?
Es ist Zeit, noch mal auf Schwarzweiß zurückzukommen.
Selbstverständlich pflege
ich keine Aversionen gegen farbige Fotografien, ich hadere auch nicht mit der uns
umgebenden farbigen Welt; Beweise dafür, dass ich eher ihr überzeugter
Freund bin, stehen allenthalben vor Augen. Und doch erinnere ich mich
gern, wie schön und zufriedenstellend das Fotografieren in Schwarzweiß
zu analogen Zeiten war: vom "Anrüchigen" der Dunkelkammer - nicht von
dem, was man darin Nützliches vollbrachte - einmal abgesehen. Vielleicht hat
auch mich die Nostalgie ein wenig eingeholt, wie so viele Ältere unserer Zunft?
Wie oft
in den letzten Jahren habe ich immer wieder auf einzelne meiner Bilder
gestarrt und mir vorzustellen versucht, wie sie wohl mit weniger Farbe
oder ganz ohne all das Bunte ausssehen und wirken könnten. Würden sie an
Ausdruck und Aussagekraft gewinnen? Welche (neuen) Stimmungen zu übertragen
wären sie fähig, und mit welcher Intensität und Nachdrücklichkeit? Auch
beim Fotografieren selbst, beim Blick durch den Sucher, gingen mir
solche Gedanken durch den Kopf: immer öfter, immer zwingender. Hin und
wieder wurde dann schon mal versuchsweise ein buntes Bild in ein unbuntes umgewandelt.
Richtig enttäuschend waren die Ergebnisse eigentlich selten; sie
ermutigten aber auch nicht zwingend dazu, es einmal ernsthafter mit der
schwarzweißen Fotografie zu versuchen. Bis ich mir bei GOOGLE aus purer
Neugier die Nik-Collection herunterlud, und mit ihr das für das
Schwarzweiße zuständige Silver Efex. Später kaufte ich mir bei DxO die
stark verbesserte Version. Von den Resultaten schwarzweißer
Ausarbeitung war ich mehr als hingerissen. Zwei, drei motivierende Bücher über
Schwarzweiß-Fotografie und das Anschauen von Ansel Adams' schwarzweißen
Landschaftsaufnahmen taten ein Übriges: Ich begann nicht nur
systematisch mir geeignet erscheinende Farbbilder in schwarzweiße
zu verwandeln, sondern auch bewusst mit dem Ziel schwarzweißer Bilder zu
fotografieren, d. h. meine sichtbare Welt gezielt unbunt zu sehen.
Welcher Gewinn! Welch beglückende Ergänzung der farbigen Welt! Was für eine Entdeckung!
Welch neue kompositionelle Welt!
Seit zwei, drei Jahren bin
ich nun auf dieser steten Suche nach dem Unbunten, experimentiere ich mit
dem Monochromen, mit reinem Schwarzweiß, mit Tonungen bis hin zu
ColorKey. Wie ich glaube: mit gutem Erfolg. Im Juni 2021 habe ich
deshalb einen Bildband mit dem Titel "Monochrome Momente"
fertiggestellt. In ihm sind anhand
ausgewählter Bildbeispiele nicht nur meine digitalen Erfahrungen mit der
monochromen Fotografie dokumentiert; er versucht für den
fotografieaffinen Leser auch kurze, strukturierte Hinweise auf die
Welt des Monochromen bis hin zur künstlerischen Abstraktion zu geben:
Selbstverständlich konnte ich auch meine Kalender-Liebhaber für das Jahr
2022 nicht im Stich lassen:
Das große Schweigen?
Tatsächlich wurde 2022 zu einem Jahr der wiederkehrenden Pausen. Wenn ein
Mensch vor Schmerzen nicht mehr gehen, stehen, sitzen und zuweilen
nicht einmal mehr liegen kann, wird er nolens volens inaktiv und schweigsam; als
Fotograf hört er auf zu fotografieren. Nur gut, dass
er weiter
(Er)kenntnisse sammeln und festigen, sogar Pläne schmieden kann. Schon
deshalb keine temps perdu und nicht das, was man
"Untätigkeit" nennen könnte. Ende des Jahres wurden die "körperlichen
Malaisen" durch eine
Operation so gut wie behoben, so dass die fotografischen Aktivitäten
in absehbarer Zeit wohl wieder voll aufgenommen werden können.
Ende 2021, vor dem "großen Schweigen", als ich, zusammen mit
meinem amerikanischen Freund Lance Maloney, ebenfalls Fotograf, auf ein Titelbild für
den Otzberg-Kalender (siehe oben) Jagd machte, lief mir auf einer
unserer fotografischen Exkursionen eine Art "Zufallsmotiv" über den Weg:
drei Bäume, freistehend auf einer sanften Anhöhe. Ein faszinierender
Anblick, eine Herausforderung! Den Otzberg erst einmal Otzberg sein
lassend, machte ich ebenso spontan wie begeistert einige Dutzend
Aufnahmen davon. Ein solches, fast minimalistisches Motiv (Himmel, drei
unspektakuläre Bäume in ebenso unspektakulärer Anordnung, eine
grasüberwucherte Anhöhe) schien mir in idealer Weise meinem Vorsatz zu
entsprechen, in Zukunft viel weniger dokumentarisch als mit einem noch
höheren ästhetischen Anspruch zu Werke zu gehen. Dazu passte auch mein
Bekenntnis "Ich fotografiere, damit Du siehst, was ich sehe": um zu
zeigen, dass und wie jeder Mensch anders sieht und die sogenannte
Wirklichkeit unterschiedlich rezipiert. Ich hatte mir versprochen, in
Zukunft viel mehr nach Eindrücken Ausschau zu halten, die nicht für
jedermann auffällig, sondern eher zufällig am Wegesrand lagen. Auf den
ersten Blick sind die drei Bäume ein simples, alltägliches, zumindest
aber ganz unsensationelles Motiv - das dafür aber um so mehr Fantasie
und Imagination, ja, sogar Wunsch nach Abstrahierung des Wirklichen
einfordert. Obwohl schon die RAW-Bilder beeindruckten, musste ich mir
mehr als ein Jahr Zeit geben, bis ich sie ausführlich be- und
ausarbeiten konnte. An dieser Stelle sei schon mal eines der eher
künstlerisch-ästhetischen Ergebnisse gezeigt:
Trotz oftmaligen Pausierens konnte ich 2022
den alle zwei Jahre wiederkehrenden Zunft- und Handwerkermarkt im
nahegelegenen Seligenstadt besuchen. Ich hatte ihm schon einmal im Jahre
2007 einen Besuch abgestattet und sehr eindrucksvolle Fotos von dort
mitgebracht. Das gelang auch dieses Mal.
Einige der bildlichen Impressionen habe ich für den Kalender 2023 verwendet:
Dem Jahr 2022 sind zwei weitere fotografische Projekte,
beide dem o. a. Leitsatz folgend, zuzurechnen: In dem ersten spielen zwei
Windlichter in mit farbig-transparenten Halbkugeln besetzten
Wassergläsern im spätabendlich-dunklen, fast mediativ erlebten Garten
die einzige in diesem fotografischen Spiel zu vergebene Rolle; im zweiten fotografierte ich -
ebenfalls in meinem Garten und mit dem Gegenlicht der Sonne und den
daraus resultierenden Effekten (z. B. der Transparenz der Blätter) spielend
- einen in üppiger Herbstfärbung sich präsentierenden Geschlitzten
Japanahorn. Dabei widmete ich mich in erster Linie Aufnahmen aus dem
Innern des Baumes, also seinem Blattgewölbe heraus nach außen, dem Licht
entgegen.
Beide Projekte bescherten anspruchsvolle und
zufriedenstellende Basisaufnahmen, bei deren Be- und Ausarbeitung
("Postvisualisierung") der eigenen Fantasie und Kreativität freier Lauf
gelassen worden ist:
Eine
neue Website? Warum denn das?
Freunde wissen
seit Monaten: ich möchte meinen Web-Auftritt
umgestalten, modernisieren, neben
anderem den neuen
HTML5-Möglichkeiten und vor allem der Thematik Fotografie
anpassen. Der fast zwanzig Jahre alten Homepage
hat man ästhetische und andere Defizite
allmählich sehr angesehen, zumal der Auftritt über
viele Jahre hinweg vornehmlich dem Amateurfunk
gedient hatte. Was beispielsweise völlig fehlte, für
einen Fotografen ein Nogo: ein
Portfolio, das seinen Namen verdient. Es ist
inzwischen multimedial fertiggestellt. Die neue
Website wird fortan völlig unabhängig vom
Amateurfunk ihr Leben führen; darauf weist nicht
nur die neue Domain bb7pix.de hin, sondern
insbesondere auch das neue, betont fotografieaffine
Layout. Vor ein paar Tagen habe ich die neue
Homepage für die Öffentlichkeit freigeschaltet.
Alte Beiträge, sofern sie es (noch) wert waren,
weiter gezeigt
zu werden, trifft man jetzt unter der Rubrik "Schnee von gestern"
an.
Andere Beiträge, insbesondere der
experimentelle, projektbezogene Teil "Top oder
Flop", haben noch Laborstatus. Kreativ zu sein
und gleichzeitig eher Handwerklichem wie dem
Schreiben von HTML-Code nachzugehen, ist für
einen inzwischen 88 Jahre alten Kopf nicht so ganz einfach und
konsumiert viel Zeit.
Und zu alle dem
gesellte sich die Sache
mit den "offenbar nicht mehr
funktionierenden" Augen, die das Jahr 2023 eindeutig
dominierte! Zwei Operationen in der wunderbaren
ReVis-Augenklinik in Aschaffenburg stellten dann
Mitte des Jahres die
alte Sehkraft wieder perfekt her - und erzeugten
Glücksgefühle, wie ich sie kaum noch kannte
(wer kann denn schon ahnen, wie schlecht das
eigene Augenlicht, allem voran
das Farbensehen, inzwischen geraten war...). Die neue Sicht
(ohne ständig vorgeschalteten Gelbfilter
samt Unschärfe, Doppeltsehen und störenden
Reflektionen!) lieferte einen ungewöhnlichen
neuen Drive auch für alles Fotografische - dem eine kurze Erholungsreise
nach Mainfranken mit über 400 Fotografien
innerhalb von vier Tagen mehr als einen
beredten Stempel
aufdrückte. Und: die
"neuen Augen", die weiß wieder zu weiß
machten, wurden willkommenes Thema für einen
Fotokalender für das Jahr 2024 mit 13 ganz "augenfrischen"
Bildern:
Verwackelt?
Meine Angst, eine
Fotografie "zu verwackeln", hat sich schon
immer in überschaubaren Grenzen gehalten;
schließlich hat man ja ein Stativ und kann auch
mal beim Auslösen die Luft anhalten. Zu oft hatte
ich überdies, anfangs mit einigem Erstaunen, zur Kenntnis genommen,
wie schön leicht unscharfe Bilder sein konnten
(und wie aufdringlich manch "gestochene Schärfe"...).
Und irgendwann entdeckte ich dann zu allem
Überfluss
Andrew S. Grays
herrliche Galerie von ICM-Fotografien.
Gemälde der von mir überaus geschätzten Caspar
David Friedrich und William Turner standen plötzlich vor meinen
Augen, und ich begann mich intensiver mit
ICM (in der Kameraphase selbst wie in der
nachfolgenden postapparativen Phase) zu beschäftigen. Intentional
Camera Movement, also
absichtliches Verwackeln oder
absichtliche Unschärfe: zufällig,
geradlinig, rotierend, gezoomt - für die meisten
Fotografen grenzt das sicherlich an Verrücktheit,
zumindestens ist es eine abenteuerliche Vorstellung.
Seit ein paar Wochen lasse ich mich sehr bewusst
auf dieses "Abenteuer" ein und
entdecke
bereits mich zufriedenstellende Ergebnisse:
"Hexenküche"
- ICM-Studie 2024 (ICM in der Kameraphase)
"Waldweg" -
ICM-Studie 2024 (ICM in der Post-Kameraphase)
Wie wär's mit einem Fotoclub?
Diese Frage habe
ich mir immer wieder einmal gestellt. Auch in
diesen Tagen, wo sich bei mir (fast) alles um
ICM dreht. Gedankenaustausch,
Erfahrungsaustausch, vielleicht gemeinsame
Besprechung von Ergebnissen... Wie nützlich, wie
zielführend wäre das? Oder doch nicht? Weil ich
mit Vereinen, Zusammenschlüssen u. ä. immer
wieder merkwürdig negative Dinge erlebt habe,
gerade auch mit Fotoclubs und fotografischen
"sozialen Netzwerken" im Internet. Verschreckt
von Inkompetenz (Dunning-Kruger lässt
grüßen...), Platzhirsch-Atttüden und latenter
bis offener Gehässigkeit bin ich dieser Form der
"Geselligkeit" stets rasch wieder entflohen.
Außerdem: warum dort Bilder "uploaden", wenn ich
doch selber eine Website mit umfangreichen
Portfolios unterhalte? Und: brauche ich
"Follower", also "Jünger", wenn ich nun mal
nicht Jesus bin? Müssen meine Bilder "gelobt"
oder "geliked" werden, wenn ich doch immer behaupte, in erster
Linie für mich selbst zu fotografieren?
Andererseits: eine Gemeinschaft, die ein
gemeinsames Interesse zusammenhält, muss doch
etwas sehr Schönes sein, jedenfalls für einen
durch und durch geselligen Menschen.
Also versuche ich
es in diesen Tagen noch einmal, diesmal mit der
Fotocommunity - wenn auch beschränkt auf
den rein künstlerischen Teil meiner
fotografischen Arbeit. Ich werde über meine
hoffentlich diesmal positiven Erfahrungen
berichten...
Nicht einmal drei
Wochen später: ich habe die "Gemeinschaft, die
ein gemeinames Interesse zusammenhält", wieder
verlassen. Es war - das verspreche ich - der
allerletzte Versuch, mich in geselliger
fotografischer Runde zu bewegen.
Weiter "verrückt"?
Ja, ich habe
weitergemacht mit ICM, und zwar ausschließlich
mit ICM in der Post-Kameraphase. Das
heißt: ich habe bereits "fertige"
und zudem geeignet erscheinende Bilder einer
ICM-Ausarbeitung unterzogen. Etwas mehr
oder weniger dem Zufall zu überlassen und
kameraschwenkend und -kreisend, ja sogar
-zoomend durch die Gegend zu ziehen, vor mehr
als einem Riesenstapel so erzeugter Aufnahmen zu
sitzen und eine mehr als mühsame Auswahl zu
treffen, ist nun mal nicht mein fotografischer
Stil. Hilfsmittel zur Ausarbeitung? Da bieten
sich, wie sich herausstellte, gleich mehrere
Editoren an: allesamt fast gleich gleich gut
brauchbar, je nachdem, welche ICM-Intentionen
man gerade verfolgt. Ich verwende inzwischen mit
großer Überzeugung die Nik-Collection (Analog
Efex), Exposure und AffinityPhoto. Hin und
wieder greife ich ergänzend auf weitere
Editoren zurück. Zugegeben, ein relativ großer und nicht
ganz einfach zu bewältigender Aufwand, aber ICM,
oder besser: IPCM (Intentional Post-Camera
Movement), ist höchst anspruchsvoll
und erfordert weit mehr fotografische
Kenntnisse (von den vorausgesetzten
ästhetischen, kompositionellen Kenntnissen mal
ganz abgesehen), als man zunächst denkt. Wichtig
vor allem, wie man ICM-affine Bilder bzw.
Motive erkennt. Am besten schon beim
Fotografieren, also in der Kameraphase, sollte
man wissen, was ein IPCM-Bild werden soll und
was (wahrscheinlich) nicht... Ich blicke mal
zurück: Mehr als ein Jahr nun schon beschäftigt
mich ICM. In dieser Zeit habe ich unendlich viel
zu diesem fotografischen Stil gelernt, und viele schöne
ICM-Aufnahmen haben das Archiv bereichert. Ein
Ende scheint nicht in Sicht. Warum auch?
Selten übrigens
habe ich an experimenteller Fotografie so viel
Freude gehabt. Da musste mir schließlich
auffallen, dass ich schon ein paar Jahre lang
kein Fotobuch mehr veröffentlicht hatte, trotz
vieler schöner Bilder. Hier ist es nun, gerade
erschienen, mit dem Titel "Bewegte Momente":
Zum erstenmal habe
ich ein quadratisches Format benutzt und mich
beim Layouten ungewöhnlich wohlgefühlt. Erste
Kommentare aus meiner näheren Umgebung zu Buch
und Bildern waren zudem positiv. Ob es bei
diesem einen Band über ICM-Fotografie bleiben
wird?
An dieser Geschichte über die Entwicklung meiner Fotografie, die
irgendwann in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann, wird weitergeschrieben: Schaun Sie ruhig mal wieder rein, um zu
verfolgen, wie es weitergegangen ist und weitergehen soll.
Dies ist der Stand vom September 2024...
Ihr Hans-Dieter Teichmann
PS: Das Logo zu diesem Beitrag verdanke ich meiner
Tochter Kerstin
Teichmann |